Stolze Reiher und Gans mit blutrotem Gefieder von Thomas Junghans.


Krähen im Flug von Olaf Stoy


Eulen und drei Vögel von Olaf Stoy


Beflügelt: Künstler und Kurator Olaf Stoy in der Ausstellung.

Kunstvolles Geflatter

14 Vogelarten von grazil, keck bis kauzig zeigen acht Künstler aus eigener Beobachtung zurzeit in der Ausstellung „Ge-Flügel-Schau 2.0“ in der Galerie “ArtToGo“ der Georado-Stiftung  in Dorfhain bei Freital.

Ein Kranich schwingt sich stolz in den strahlend blauen Himmel. Graugänse und Krähen im Flug. Eine Gruppe Reiher steht gleich neben dem Eingang zur Ausstellung. Ein kleiner Strandläufer mit spitzem Schnabel sieht sich vor dem Fenster um. Bekannte und seltene Vögel tummeln sich in aller Schönheit und Vielfalt zurzeit in der Ausstellung “Ge-Flügel-Schau 2.0“ in der Galerie „ArtToGo“ der Georado-Stiftung auf der Talstraße 7 in Dorfhain. Vorher war die Schau bereits im Heimatmuseum der Stadt Wilsdruff  bis September 2021 zu sehen und präsentiert sich nun in neuer Form in der Galerie im Georado-Gelände. Acht Künstlerinnen und Künstler zeigen in der ehemaligen Produktionshalle, vor frisch geweißten Wänden und Ziegelsteineinfassungen, nun gefiederte Kunst in vielerlei Gestalt und Form auf Fotografien, Leinwänden, in Holz, Porzellan, Keramik, Stahl, Worten und Klängen. 14 Vogelarten sind in der Ausstellung von nahem zu sehen und bestaunen, von wundervoll majestätisch, grazil, keck bis kauzig. Der Ausstellungstitel spielt mit Bildern von Kleintierschauen, die üblicherweise von Züchterverbänden organisiert werden.

„Einige ältere Anwohner sind auch in die Falle gegangen und fragten zur Ausstellungseröffnung nach der Tierschau“, erzählt Olaf Stoy, Künstler und Kurator der „Ge-Flügel-Schau 2.0“ schmunzelnd. Als sie hörten, dass es eine Kunstausstellung ist, seien sie wieder gegangen. Obwohl dies mit auf dem Ausstellungsplakat steht. Die Idee zur Ausstellung lag buchstäblich in der Luft, so Olaf Stoy. Da er und einige seiner Künstlerkollegen sich schon seit einiger Zeit intensiv mit der Darstellung von Vögeln in verschiedensten Handschriften und Materialien befassen. Natürlich auch wegen der reichhaltigen Symbolik dieser Tiere, begonnen beim Traum vom Fliegen, Schwerelosigkeit, Freiheit, Zugvögeln, die Sehnsucht nach fernen Ländern wecken bis zum Umgang des Menschen mit dem lieben Federvieh und zunehmend gefährdeten Singvögeln, die immer weniger Nahrung und Aufenthaltsräume in ihrer natürlichen Umwelt finden. In Raumnischen verteilt stehen in der Ausstellung Vögel auf Podesten und Regalen in miniature und lebensgroß der Natur nachempfunden und aus eigener Beobachtung und Erleben der Künstler gestaltet.

Darunter die eleganten Kraniche und Reiher aus hellem Lindenholz von Thomas Junghans. Dazu gesellen sich von ihm ein Pinguin, ein Fasan aus Maulbeerbaumholz mit Glasperlenaugen und Fuchs und Gans mit blutrotem Gefieder im Kiefernholz im hinteren, weiß gekachelten Ausstellungsraum. Die wunderbaren Vogelfotografien stammen von Steffen Petrenz. Wache, träumende, verschmitzt blinzelnde und sich aneinander schmiegende Eulen aus rotem und schwarzem Ton und farbig gefasstem Beton zeigt Ulrich Eißner. Ein Strauß steckt den Kopf in den Sand in einer Stahlskulptur von Emilie Gotmann. Beim Rundgang ertönen Vogelstimmen, gackern Hühner, hört man Naturgeräusche wie Gewitter und Baulärm, Eingriffe in die Natur, aufgenommen in einer Soundcollage „Habitat“ von Jacob Stoy und Clemens Pitschke. Außerdem kann man gerahmte Haikus – japanische Kurzgedichte mit poetischen und skurrilen Betrachtungen über Mensch, Tier und Umwelt von Uwe Claus lesen.

„Diese Ausstellung kann auch ein Weg sein, zur Natur und Kunst zu finden. Wir möchten alle Sinne ansprechen“, sagt Olaf Stoy. Die „Ge-Flügel-Schau 2.0“ ist ein gelungenes, eindrucksvolles Erlebnis für kleine und große Besucher. Augenzwinkernd zeigt er „Geflatter“, drei schwarze Krähen im Fug aus Ton, eine fliegende Eule mit Goldaugen und einen Nachtvogel sitzend auf einem Wandboard. Außerdem akribisch feine,  leuchtend farbige, überzeichnete Drucke mit „Hähnchen und Hühnchen“, die ihm beim Urlaub auf dem Dorf im Havelland letztes Jahr vor der Nase herum liefen und schließlich Modell standen.

Mit Tier- und Natur-Ausstellungen wie dieser will Olaf Stoy auch „Brücken bauen denjenigen, die noch Hemmschwellen zu Kunst haben. Wir freuen uns, wenn das Angebot angenommen wird.“ Die geplante „Mr. Gockel Schau“ mit lebenden Hähnen, wo der schönste Hahn vom Publikum gekürt werden sollte und als Preis ein Bild von Stoy und eine Flasche Rotwein mit schwarzem Hahn-Siegel winkte, kam leider nicht zustande, bedauert er. Die „Ge-Flügel-Schau 2.0“ ist noch bis 21. November in der Galerie „ArtToGo“ zu sehen.

Als nächstes findet eine musikalische Lesung “Seltsame Vögel“ am 5. November, um 19 Uhr im Georado-Gelände in Dorfhain statt. Olaf Stoy liest skurril doppelbödige Kurzgeschichten und Tino Z. steuert Rocksongs vom Feinsten bei.

Text + Fotos (lv)

Geöffnet hat die Ausstellung jeweils sonntags von 10 – 16 Uhr und begleitend zu den Veranstaltungen.

Weitere Infos unter http://www.georado.de


Strandläufer von Thomas Junghans


Strauss aus Stahl von Emilie Gotmann


Kranich im Flug, Graugänse, Reiher, Turmfalke und Bienenfresser in Fotografien von Steffen Petrenz


Poesie & Eulen, das gefiederte Paar stammt von Ulrich Eißner


20 Haikus – japanische Kurzgedichte mit beflügelnden Gedanken über Menschen, Vögel und Umwelt steuert der Lyriker Uwe Claus zur Ausstellung bei.

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