Traumwandlerisch: Mit der Sehlust und Fantasie des Betrachters spielen die Bilder der Künstlerin Peggy Berger. Sie stellt erstmals in der Galerie Kunst & Eros in Dresden aus. Galeristin Janett Noack strahlt, dass es doch noch geklappt hat mit der traditionellen Weihnachtsausstellung „Erotischer Advent“.
Farb- & Sinnenfreudig: Blumen- und Aktbilder von Leo Lessig und Aktzeichnungen „Am Meer“ von Manuela Neumann.
Wie große, bemalte Weihnachtskugeln: Verlockende Körper-Bilder von Peggy Berger und ein Vogelkäfig mit Porzellanfiguren von Sören Zschocke.
“Die Liebe ist unbesiegbar!“
Sinneslust und menschliches Miteinander in widrigen Zeiten spiegelt farb- und facettenreich die Gruppenausstellung „Erotischer Advent“ mit Arbeiten von neun zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern in der Galerie Kunst & Eros.
Adam und Eva schauen, jeder für sich, aus einem aufgeschnittenem Apfelgehäuse hervor. Nackte Schöne tummeln sich in paradiesisch farbenprächtigen Blumengärten. Goldfarbe umspielt schimmernd Körperlinien und Verführerisches aus edlem Porzellan lockt. Reizvolles für die Sinne hält die Weihnachtsausstellung “Erotischer Advent“ in der Galerie Kunst & Eros auf der Hauptstraße 15 in Dresden bereit.
Zu sehen sind Arbeiten von neun zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern, darunter Malerei, Grafik, Zeichnungen über Keramik, Porzellankunst bis zu Häkelsternen mit lustvollen Aktbildern in der Mitte. Eigentlich wollte Galeristin Janett Noack (39) die Ausstellung schon absagen. Als private Galerie gehört sie zwar zum Einzelhandel und darf weiter öffnen, aber nur mit 2G-Regel. „Vieles ist zurzeit unsicher, die Leute sind verunsichert und zurückhaltend. Aber das Leben geht weiter. Und jetzt, wo die Ausstellung hängt, bin ich glücklich“, sagt die gelernte Porzellanmalerin. Zurzeit muss sie wieder den Spagat zwischen Kinderbetreuung und Galerie bewältigen und ihre kleine Tochter zu Hause beschulen.
Doch sie liebt die Kunst. „Durchhalten und weitermachen!“, lautet daher ihre Devise. “Natürlich mit Auflagen. Aber das Licht brennt. Man kann auch am Schaufenster gucken. Auf jeden Fall geht es weiter“, so Janett Noack. Sie findet das Miteinander, Achtsamkeit, Liebe und Verstehen untereinander ebenso wichtig wie den schönen Dingen des Lebens Beachtung zu schenken. Gerade in dieser Zeit: “Die Liebe ist unbesiegbar!“ Das spiegelt sich auf vielerlei Weise auch in der derzeitigen Weihnachtsausstellung wider.
Gleich mehrere Porzellankünstler zeigen hier ihre neuesten Werke: Ein liegender
Männerakt mit lustigem Vogel und eine träumende „Chimäre“ stammen von
Olaf Stoy. Extravagant die kleine, bemalte Porzellanfigur „Conchita“ von Sören Zschocke, der den als Mannfrau bekannten Sänger mit roter Mähne, Bart
und Abendkleid zeigt. In einen offenen, filigranen Vogelkäfig aus Blattkupfer
setzte er zwei Porzellanfiguren mit venezianischen Masken, die sich ihrem Vergnügen hingeben. Ein neues Kaffee- und Teeservice aus bemaltem Porzellan mit dem Titel „Schnecken-Liebe“ von Janett Noack vereint außerdem innige Insekten-Paarungen mit Libellen und Schmetterlingen. Voll intensiver Farbkraft sind die verlockenden Blumen- und Aktbilder mit Pastellkreide auf dunklen Flächen gezeichnet von Leo Lessig. Originelle Bilder mit Porzellanfiguren und -paaren, die lebendig wie Menschen aussehen und mit dem schönen Schein spielen, stellt die spanische Künstlerin Ainara Torrano aus.
Traumwandlerisch und heiter-beschwingt zugleich mit in der Luft kreisenden Kringeln, scheint ein männlicher Körper mit Tutu in weißblau winterlichen Farben geradewegs dem Ballett „Schwanensee“ entstiegen. „Lollipop“ heißt dieses von Peggy Berger gemalte Titelbild der Weihnachtsausstellung. Ihre Bilder sind erstmals in der Galerie Kunst & Eros zu sehen. Sie ist gelernte Porzellanmalerin und hat Malerei und Grafik an der Dresdner Kunsthochschule bei Prof. Max Uhlig von 1997 bis 2002 studiert. Faszinierend vielseitig in der Ausdrucksweise, bleibt auf ihren Leinwänden oft in der Schwebe, was in dem Moment wirklich geschieht.
Ist der mit dem Kopf an der Wand lehnende Mann „Egon“, anspielend auf den Maler Schiele, nun erschöpft oder in erotischem Genuss versunken? Was hat es mit dem Mann mit dem Adoniskörper, der vor einem „Glasperlenspiel“ im Neonlicht sitzt, auf sich? Wieso umarmt sich das junge Paar so zaghaft? Das bleibt ganz der Fantasie des Betrachters überlassen.
„Ich male aus reiner Sinneslust“, sagt Peggy Berger. Ungewöhnliche Bildperspektiven und mal kleine, große oder runde Formate sind das Besondere an ihren Arbeiten, in denen sich Abstraktes und Figürliches oft mischen. Sie wirken wie aquarelliert mit Ölfarben. Die Farben werden wie Gewürze in mal feinen und kräftigen Nuancen abgemischt, sagt Peggy Berger, die auch eine „leidenschaftliche Köchin“ ist. Die Weihnachtsausstellung „Erotischer Advent“ wird über Januar 2022 hinaus verlängert, damit sie noch mehr Besucher sehen können.
Text + Fotos (lv)
Geöffnet:
am 2. Adventswochenende am 5. + 6.12. zusätzlich von 11 bis 18 Uhr,
Mo bis Sa 11 bis 15 Uhr
Tel.: 0351 – 802 47 85
Reizvolles für Liebhaber des Schönen: Kleinplastiken von Manuela Neumann, Malerei und Zeichnungen von Helena Zubler und ein bemaltes Tee- und Kaffeeservice mit Insekten-Paarungen von Janett Noack.
Schönes für den Gabentisch: ein Buch mit Grafiken von Michael Hofmann und Texten von Thomas Gerlach und ein neuer wunderbarer Jahreskalender 2022 mit Bildern von Gudrun Trendafilov.