Vom Spiel mit Farben & Formen & dem Wesen der Dinge: Zur Ausstellungseröffnung von Fritz Peter Schulze spielte der Jazzmusiker Hartmut Dorschner eine klangreiche Mischung aus erdigen, rauen, sperrigen, sanften, springenden und fließenden, nachspürenden Tönen am vergangenen Sonntag im Weinbaumuseum Hoflößnitz im vollen Besuchersaal.
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Faszinierendes Spiel mit Formen
Farb- und kontrastreiche Skulpturen und Arbeiten auf Papier zeigt die Ausstellung „konsequent.minimal“ von Fritz Peter Schulze derzeit im Weinbaumuseum Hoflößnitz.
Kugelige und kantige Figuren, in hellen und intensiven Farbtönen, stehen sich auf einem Spielbrett gegenüber. Das Schachbrett-Muster zieht sich durch fast alle Arbeiten auf Japanpapier, begleitet von „laufenden Rhythmen“, über die Bildflächen wandernden Linien. So unterschiedlich die Werke in ihrer Darstellung und Wirkung erscheinen, eins ist ihnen gemeinsam: Sie sind alle „konsequent. minimal“, so der Titel der derzeitigen Ausstellung von Fritz Peter Schulze im Sächsischen Weinbaumuseum Hoflößnitz, Knohlweg 37, in Radebeul.
Zu sehen sind abstrakte, farb- und formspielerische Skulpturen, Objekte, Collagen und Assemblagen, die von Rhythmus, Klängen, Polaritäten in der Natur, zeitgenössischer Musik, Schach und östlicher Philosophie angeregt sind, mit teils überraschendem Witz und Hintersinn aus über 30 Schaffensjahren des in Radebeul lebenden Künstlers. Fritz Peter Schulze wurde 1938 in Dresden geboren, ist gelernter Zimmerer, besuchte Abendkurse für Malerei und Grafik und schloss sein Studium für Angewandte Kunst in Schneeberg als Diplomdesigner und Holzgestalter ab. Seit 1973 ist er freiberuflich tätig.
In seinen Arbeiten dominieren einfache Formen, die bei näherem Betrachten weniger simpel und abstrakt erscheinen und sowohl etwas über das Wesen der Dinge als auch über menschliches Sein, das Erkunden, Ausloten der äußeren Form, ihrer Eigenarten und Zusammenhänge außerhalb der Oberfläche, aussagen. Mit der Ausstellung von Fritz Peter Schulze eröffnete das neue Ausstellungsjahr in den Räumen im Bergverwalterhaus. Es ist seine erste seit 20 Jahren. “Der Name sagte mir noch vor drei Jahren nicht viel. Inzwischen besuchte ich Schulzes mehrfach in ihren Ateliers in der gar nicht so finsteren Gasse und war baff, über den parkartig gestalteten Garten mit den vielen kleinen und großen Skulpturen, die in ihrer Größe, Breite und Tiefe eine echte Augenweide sind“, sagte Museumsleiter Frank Andert zur Ausstellungseröffnung am vergangenen Sonntag.
Eine kleine Auswahl der mehrdimensionalen Objekte ist in der Ausstellung versammelt. Dort können die Besucher auch Stimmklang-Collagen und ein Künstlerbuch mit dem Titel „Wirf deine Hand in meinen Fuß“ von 1996 nach Texten und Bildern von Schulze sehen und hören, die fantasievoll wortspielend und klangmalerisch mit mal glockenklarer, geflüsterter und schriller Stimme der Vocal- und Performancekünstlerin Agnes Ponizil vorgetragen werden in Zusammenarbeit mit dem Jazzmusiker Hartmut Dorschner. Er spielte zur Ausstellungseröffnung eine freie Improvisation mit abwechselnd erdigen, rauen, hellen und tiefen, auf und ab schwellenden und fließenden, nachspürenden Klängen auf dem Saxofon passend zu den starken Farbkontrasten in den Collagen von Fritz Peter Schulze.
Seine seriellen Arbeiten auf Papier tragen vieldeutige Titel wie „7 x 7 endSpiel“ von 1989/1999 oder „SchemenSpiel“. „Notate“ und Zeichenhaftes, geometrische Formen und Buchstaben verbinden sich in den Collagen. Ein Blatt zeigt schwarz-weiße, scherenschnittartige Formen wie Puzzleteile, doch keins ist wie das andere. Schön skurril auch das Objekt mit dem „Paar-Code“, ein Holzrahmen bestückt mit farbigen Klötzen, die der Betrachter selbst umstecken, verrücken und neu zusammen setzen kann inklusive Leerstellen ganz nach Belieben und Stimmung. In leuchtend gelb-orangenen und grünen Farbfeldern mit eingefügten Teebeuteln spiegeln sich auf einem Wandbehang im Eingangsraum natürliche Schönheit, Spuren von Vergänglichkeit ebenso wie Muße, Ruhe und Gelassenheit zu bewahren, egal was kommt.
Minimal und wirkungsvoll zugleich strahlt eine Ansicht mit dunklen, kahlen Weinstöcken auf lichtvollem Grund. Markante und verspielte Formen haben auch Schulzes Schachspiele aus farbigem Holz und Porzellan. Eine erdbraune Holzskulptur von 1995 zeigt „König und Bauer“, eine luftige Krone auf bodenständigem Grund ruhend. Die Ausstellung von Fritz Peter Schulze ist noch bis 29. Mai im Weinbaumuseum Hoflößnitz zu sehen.
Text + Fotos (lv)
Geöffnet: Di – So 10 – 18 Uhr