Das neue Stück „Ahnungslos  durch die Nacht“ der shot AG im Societaetstheater

Zeitgleich zum Takt der Waschmaschine bewegt sich ein Paar im Halbdunkel der Bühne. Die Wäschestücke drehen sich unentwegt in der Trommel. Die Frau und der Mann tragen zusammen ein weißes T-Shirt. Ihre Arme kreisen wie Räder vor und zurück. Ihre Umarmungen sind mechanisch. Sie legt ihm einen Lappen vor die Füße und folgt ihm auf Schritt und Tritt. Die Wäscheleine füllt sich, alles wiederholt sich. Im nächsten Moment wirft sie ihn samt seiner Wäschestücke hinaus.

Nichts ist unendlich. Jeden Moment verändert sich alles. Man findet oder verliert sich im anderen, geht auseinander oder hält sich am anderen. Und am Ende steht immer ein Abschied. Von Gewohntem, Vertrautem, Liebgewonnenem. Von all den kleinen und großen Gefühlssprüngen, Drehungen und Wandlungen im Leben, rituellen Beziehungskämpfen um Macht, Liebe und Anerkennung, sich im Kreis drehen, gegenseitig im Weg stehen und anrennen gegen die unaufhaltsam entschwindende Lebenszeit erzählt das neue Tanzstück „Ahnungslos durch die Nacht“ der shot AG im Societaetstheater Dresden.

Idee, Konzeption und Choreographie stammen von den zwei Tänzerinnen der Compagnie Nora Schott und Ariane Thalheim. In bilder-und emotionsreicher Bewegungssprache tanzen in diesem Duett eine Frau (Nora Schott) und ein Mann (Christian Novopavlovski) abwechselnd allein, mit- und gegeneinander und suchen der Alltagsroutine, Gleichgültigkeit und hohlen Gefühlsgesten zu entfliehen. Eingestreut zwischen die Tanzszenen poetisch-skurrile Zeilen zum Verschwinden von Dingen, Menschen, Gefühlen… „Blondinen verschwinden durch Bullaugen. Geld verschwindet im Spalt. Kinder verschwinden im Erwachsenen. Frisuren verschwinden beim Frisör. Socken verschwinden im Schweiß. Frauen verschwinden in Beziehungen. Schildkröten verschwinden in Panzern. Männer verschwinden in Panzern. Menschen verschwinden im Meer. Alles verschwindet durch Zeit.“

In mal surrealen, (alb)traumhaften, romantischen und kriegerischen, komischen und traurigen Szenen, begleitet von einem flirrend-vibrierenden Gemisch aus Stimmen, Klängen und Geräuschen (Sound: Arne Müller) umkreisen und erobern sie einander, hagelt es Liebesschwüre wie Schüsse und rote Blumensträuße, fallen und hangeln sich ihre Körper immer wieder hoch in diesem leidenschaftlich brodelnden Tanz auf dem Vulkan des täglichen Wahnsinns. Viel Beifall vom Publikum zur Premiere Ende Januar.

20.2., 20 Uhr im Societaetstheater

Foto: Konvex, Franziska Pilz