Alltags-Bilder aus einer neuen Welt

Eine Ausstellung im Kulturrathaus bringt in Zeichnungen und Geschichten von Kindern und Jugendlichen aus syrischen Flüchtlingsfamilien ihre Situation näher.

Kinder malen ihre Welt. Wovon sie träumen, was sie bedrückt, wie sie ihr neues Zuhause sehen und sich ihre Zukunft vorstellen. In den Bilderrahmen mit den farbenfrohen und fantasievollen Zeichnungen erzählen sie auch ihre berührenden Geschichten. Von ihrem Leben in Syrien, das eines Tages der Krieg jäh veränderte.
Ein paar wenige Andenken, wie Familien- und Schulfotos, Bilderbücher, ein silberner Löffel konnten sie aus ihrem alten Leben herüberretten. Zu sehen in einer Vitrine inmitten der Momentaufnahmen aus ihrem jetzigen Alltag.

Die ersten Bilder der Kinder und Jugendliche hingen auf einer Wäscheleine in einem Erstaufnahmelager für Flüchtlinge in Dresden. Dort entstand auch die Idee zu diesem interkulturellen Projekt, das 2015 startete und vom Kulturamt der Stadt gefördert wird. „Das Erste, was wir hatten waren Papier und Stifte. So haben wir angefangen zu malen“, sagte Heike Jack, die Initiatorin zur Ausstellungseröffnung „Fatima – AugenBlicke in Dresden“ im Kulturrathaus, Königstraße 15. In der ersten Etage im Foyer sind nun die Ergebnisse des zweiten Malworkshops von Heike Jack und ihrer Agentur Kulturperlen in Zusammenarbeit mit der Galerie Holger John, wo im September 2015 die erste Ausstellung mit Bildern aus dem Flüchtlingscamp stattfand, zu sehen. Er hat begleitend zur Ausstellung auch ein Ausmalheft mit lustigen Stadtlandschaften zum Mitnehmen gezeichnet, die Kinder und Erwachsene auch gleich mit Farbe füllten zur Eröffnung. „Paradiesisch musizieren“ konnten sie zusammen mit Musiker Paul Hoorn (ehemals „Das Blaue Einhorn“).

Einige der Kinder und Familien aus Syrien begleitet Heike Jack bis heute. Fatima, das Mädchen, das der Ausstellung ihren Namen gab, ist mit ihrem Vater hierher gekommen. „Bis heute ist es nicht gelungen, ihre Mutter und drei Geschwister aus der Türkei nachzuholen aus verschiedenen Gründen, es fehlen noch Dokumente“, so Heike Jack. In Fotografien hat sie festgehalten, wie die am Mal-Projekt beteiligten Kinder und Jugendlichen sich in den letzten drei Jahren verändert haben. Zeit ist vergangen, die Fragen in den Augen der Kinder bleiben, zeigen die Aufnahmen. Sie wünscht sich, dass auch viele Schulklassen diese Ausstellung besuchen, sich Begegnungen und Austausch mit den syrischen Kindern und Jugendlichen und ihren Familien und Dresdnern entwickeln.

Die Ausstellung „Fatima – AugenBlicke in Dresden“ ist noch bis 8. Juni zu sehen.

Geöffnet: Mo – Do 9 – 18 Uhr, Fr 8 – 16 Uhr

Text + Fotos (lv)


Holger John stellte seine Galerie in der Rähnitzgasse als Malatelier für
die Kinder zur Verfügung. Die Initiatorin des interkulturellen Projekts, Heike Jack (Inhaberin der Agentur Kulturperlen) begleitet einige syrische Familien bis heute.

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