Zauberhafte, lebendige Reise ins Mittelalter
Mit viel historischem Flair, Musik, Feuer, fahrenden Spielleuten, edlen und finsteren Rittern, feschen Hofdamen erlebte der Bestseller-Roman „Das Geheimnis der Hebamme“ von Sabine Ebert am Freitagabend seine Premiere als Theaterstück auf der Felsenbühne Rathen.
Sie zieht alle in ihren Bann: Die einen fürchten sie als gefährliche Zauberin und Hexe, die anderen schätzen ihren Rat und ihre Heilkunst.
In die legendenreiche, reizvolle und raue Welt des Mittelalters entführt das Stück „Das Geheimnis der Hebamme“ von Sabine Ebert nach dem gleichnamigen Bestseller-Roman für die Bühne adaptiert von Odette Bereska in dieser Inszenierung der Landesbühnen Sachsen. Die Uraufführung war am Freitagabend auf der Felsenbühne Rathen in der Sächsischen Schweiz.
Am Eingang stand ein Büchertisch mit den nunmehr fünf Bänden der Hebammen-Reihe, die Sabine Ebert für ihre vorwiegend Leserinnen signierte. Mittelalterliche Klänge nehmen die Zuschauer mit auf eine abenteuerliche und episodenreich bewegende, dreistündige Zeitreise ins 12. Jahrhundert unter Regie vom Manuel Schöbel und rustikal einfach ausgestattet von Stefan Wiel. Ein Spielmann mit Laute (Alexander Wulke) und seine Frau (Cordula Hanns) mit buntem Holzkarren und ein Possenreißer mit Jahreszahl-Schildern (Jan Baake), der außerdem als Geistlicher und Hofmeister agiert, begleiten das Geschehen.
Sie bringen die historischen Hintergründe näher, unterhalten mit lustigen und traurigen Liedern das Publikum und spielen selbst verschiedene Figuren. Finstere Reiter verfolgen eine junge Frau in grauem Kleid und langem rotem Haar und Korb in der Hand als „aufsässiges Weibsbild“ und angebliche Hexe. Die junge Hebamme Marthe (bezaubernd wie wagemutig:
Luca Lehnert) kann ihnen gerade noch entrinnen. Sie ist auf der Flucht vor einem grausamen Burgherren nach der Totgeburt seines Sohnes und schließt sich einer Gruppe fränkischer Siedler an, die in die Mark Meißen ziehen, um dort ein Stück Land und ihr Glück zu finden. Ihr Anführer, Ritter Christian (edelmütig: Michael Berndt-Cananá) verliebt sich in die schöne und kluge Marthe, die ihn mit ihrem Heilwissen fasziniert, selbst ständig Gefahren ausgesetzt und auch an ihre Grenzen als Heilerin stoßend. In atmosphärischen, archaischen Bildern – mit lodernden Fackeln, Feuerstelle, Suppe aus Holzschüsseln, Markttag in Meißen mit Handwerk und Ziegen, Pferdekutsche mit Salzfuhrleuten und martialischen Fecht- und Folterszenen vor der Felsenkulisse – wird mittelalterliches Flair lebendig in farbenfrohen, lebhaften Szenen und originalgetreuen Kostümen.
Greifbar vor allem durch den Siedlerzug mit Frauen, Männer und Kindern, die Freud und Leid teilen auf ihrem beschwerlichen Marsch mit Leiterwagen voll Habseligkeiten in die ungewisse Fremde. Gesetzlose überfallen sie und stehlen Vorräte. Am Hof des Markgrafen von Meißen heilt Marthe dessen Sohn Dietrich. Als sie ein erfrischendes Bad im Holzzuber nimmt, fängt es an zu regnen. Im zweiten Teil der Aufführung spitzt sich die Handlung dramatisch zu. Und auch der Regen wird stärker. Die Zuschauer in Regencapes folgen dennoch gebannt bis zum Schluss dem spannenden Geschehen. Nach Silberfunden in Christiansdorf, dem späteren Freiberg herrscht Unfrieden. Ritter Randolf (als eiskalter Bösewicht: Jürgen Haase) beherrscht grausam das Siedlerdorf, während Christian unterwegs ist. Am Ende wird Ritter Randolf als Strafe für seine Missetaten auf eine Pilgerfahrt ins Gelobte Land geschickt.
Ritter Christian kann endlich seine geliebte Marthe über alle Standesgrenzen hinweg heiraten. Viel Beifall gab es für diese originelle, kenntnisreiche Reise in die heimatliche Historie. Autorin Sabine Ebert strahlte und umarmte auf der Bühne symbolisch das Schauspielerensemble und mit stehenden Ovationen applaudierende Publikum.
Die Open-Air-Inszenierung „Das Geheimnis der Hebamme“ wird wieder am 15. und 16. Juni, 19.30 Uhr auf der Felsenbühne Rathen und am 21.6., 22. und 23.6., 20.30 Uhr auf dem Burghof der Albrechtsburg Meißen im Rahmen der neuen Burgfestspiele Meißen gespielt. Als Ritter und Edelleute wirken im Stück auch Mitglieder der Interessengemeinschaft „Mark Meissen 1200“ mit.
Text (lv)
Buchautorin Sabine Ebert und Landesbühnen-Intendant und Regisseur Manuel Schöbel auf dem Weg zur Premiere von „Das Geheimnis der Hebamme“ auf der Felsenbühne Rathen. Foto (lv)
Vor dem romantischen Ritt an den Hof des Markgrafen in Meißen lauern ständig Gefahren, wird die Liebe des edlen Ritters Christian zu der schönen und klugen Hebamme Marthe auf eine harte Probe gestellt.