Morgenlied
Irgendwo im Nebel
stochern meine Sinne
kein Morgenlied der Vögel
weckt mich
die im Frühling verschollen
der keiner mehr ist
gestern Abend sechs Grad im Wonnemonat
eine raue Salve
aus trockener Kehle
rüttelt mich wach
die Stimme aufgerieben in
der Rachenhöhle
aus der ein Drache Feuerbrocken schleudert
die mir den Schlaf rauben
die Atemwege versperren
die Sinne benebeln
wo ist der Ausgang
LV
15.5.2019
Maitag
Regen prasselt ans Fenster
doch die Tropfen löschen
nicht das Brennen
in mir
das Kratzen im Hals seit Tagen
angestaute Funken die sich entladen
mit dem Wind herumschlagen
der grimmig Welttheater spielt
ein wild gewordener Erdgeist
der alles ins Gegenteil verkehrt
Bäume schütteln die Häupter
blütenverloren
bestürzendes Tosen zerbröselnder
Jahreszeiten zwischen wüstenfarben und aschgrau
schwarze Wolken stürzen vorm Fenster herab
werfen schwere Schatten
die GänseblümchenInsel im Hof
überstand die Nacht nicht
die letzte Blume lag ausgerupft da
LV
14.5.2019
Frühlingstag
Hör die Amsel flöten
fühl mich erröten
wie lang ist`s her
dass ich so voller Begehr`
seh die erste rote Anemone
im Garten das Katzentier
nicht weit vom Baum
träumt von der Amsel
vom Fangen
und mich verlangt´s nach dir
LV
28.3.2017
Blütensterne
In der Nacht fielen
unzählige Blütensterne
wie Schuppen von meinen Augen
ich schenk sie dir alle
vom Hollunderbaum aus
ziehen sie ihre Spur
verstreute Sternschnuppen
blinzeln aus dem Gartenteich
greif mir ein Stück vom Himmel
mein Spiegelbild fliegt zu Dir
mit den Flügeln einer Schwertlilie
LV
31.5.2017
Geheimnis
Du und ich
sind uns
immer ein Geheimnis
geblieben
tanzten hielten uns wussten
nicht wohin
suchten das Feuer
das sich entfachen
nicht bändigen lässt
liefen wie ein Fakir
über glühende Kohlen
und Scherben
du umschwammst meine Insel
ich sprang über Klippen
angetrieben vom Zauber
endloser Anfänge
LV
27/28.6.2018
Wilder Garten
Ich will mit dir
aufwachen
aber nicht unterwerfen
mich ausfüllen
aber nicht aufgehen
in dir
Quelle sein
Überfließen
dich in meinen
wilden Garten
führen
verborgene Schätze
heben
LV
27./28.6.2018
Blütenhimmel
Über mir wogende Blüten
schaue ihnen zu
alle Blicke fliegen zu ihnen
Zuneigung für den Moment
ein Bild ein inniges Versinken
in den Blütengrund
bis sie sich lautlos lösen
nicht zu halten
nicht zu fassen
davon segeln
den Boden färben
Würd gern mit dir hier sitzen
halt mich lass dich fassen
Besiegen wir uns
beide
L.V.
19.4.2019
Halt oder Festgefahren
Ich seh einer Fliege zu
wie sie rudert
dem Surren nach
klebt sie fest am Leim
kostete und
blieb kleben
ich löse die verklebten Glieder
mit klebrigen Fingern
trage ich sie hinaus
sie segelt auf ein Blütenblatt
ja rot war es
benetzt mit Wasser
rudert die Fliege noch
oder bilde ich
mir die Bewegung ein
LV
4.6.2019
Wilder Mohn
Der wilde Mohn
am Wegrand
lächelt mir zu
entflammt
reißt mein Herz los
ungezähmte Schönheit
im Niemandsland
die Blütensegel im Wind
eine stille Liebkosung
kommt man ihnen zu nahe
verlieren sie ihre Blätter
alles zieht mich zu dir
wie der wilde Mohn
ein Leuchten in der Ferne
im Warten gingen
wir uns verloren
LV
6.6.2019
Gedichte + Fotos (lv)