Wohin geht die Reise… Eine Arche der Tiere und ein Kahn der fröhlichen Leute gehören zur farbreichen, vieldeutigen Figurenschar von Holzbildhauer Klaus Wiechmann. Fotos: Olaf Klepzig

Ein Kahn der fröhlichen Leute
und Soldaten an Drähten

Eine fröhlich bunte Figurenschar zum Staunen, Schmunzeln und Nachdenken zeigt die Sonderausstellung „An die Säge, fertig, bunt.“ mit Holzkunst von Klaus Wiechmann im Deutschen Stuhlbaumuseum in Rabenau.

Die farbenfrohe Häuserkulisse und ihre ebenso aussehenden Bewohner aus bemaltem Holz erinnern an den großartigen österreichischen Künstler Friedensreich Hundertwasser und seine fantasiereiche, mehrdimensionale und visionäre Kunst und Architektur. Mit ihren nicht nur schnurgeraden, vor allem heiter beschwingten Fassaden, Türmen mit goldenen Kuppeln, Kringeln und farbigen Türen und Fenstern. Vor einem Turm mit Fanfaren und unten stehenden Schaulustigen strecken zwei  Frauen die Hände nach einem Kätzchen aus, das auf einer Mauerkante hockt. Ein kugelrunder König in blau-weißem Schachbrettmuster und eine Königin in rot weiß gepunktetem Kleid und grell grünen Haaren stehen selbstgefällig vor dem Schloss, während der Fuchs ums Haus schleicht, wo Hühner friedlich auf dem Fensterbrett sitzen. Die blass blaue Erdkugel hat einige notdürftig genähte Flecken, Häuser und Kirche stehen  obendrauf. Davor steht ein Mann mit erhobenen Armen und Zylinder wie ein Zauberer mit seinem Pinguin. Die Welt ist ein Dorf und Idylle und Schrecken, Freud und Leid liegen nah beieinander.

Davon erzählt die fröhlich bunte Figurenschar voll hintergründigem Witz, die sich tummelt in Grafiken, Objekten und Szenen in der derzeitigen Sonderausstellung „An die Säge, fertig, bunt.“ mit Holzkunst von Klaus Wiechmann im Deutschen Stuhlbaumuseum in Rabenau. Ein großer heller Rabe aus Holz weist am Bahnhof mit dem Schnabel Richtung Mühlberg, der hinauf zum Markt und dem Museum führt. Den hat der in Rabenau wohnende Bildhauer Olaf Klepzig gestaltet, ebenso die lebensgroßen, märchenhaften Figuren entlang des Sagen-Weges am Mühlberg und einen Stuhl-Träger am Museum. Dieser entstand gemeinsam mit originellen Stuhl-Objekten weiterer Künstler rings um das Museum innerhalb eines Kunstprojektes. Drinnen kann man auf zwei Etagen eintauchen in die reichhaltige Historie des Stuhlbaus und wertvolle Sitzmöbel verschiedener Stilepochen der Rabenauer Fertigung, Holzbildhauerarbeiten und Flechtmuster bewundern. Außerdem sind alte Werkzeuge und Maschinen zu sehen in der Schauwerkstatt in einem schönen Kreuzgewölberaum im Erdgeschoss des Stuhlbaumuseums, das letztes Jahr sein100-jähriges Bestehen feierte.

Die Bretter, die die Welt bedeuten, werden zu skurrilen, urkomischen Figuren, denen der „Bandsägenvirtuose“ Klaus Wiechmann eine eigene Bühne gibt in seiner Ausstellung im Obergeschoss. Dort laden sie kleine und große Besucher zum Staunen, Schmunzeln und Nachdenken ein. Er wurde 1950 geboren, hat in Rabenau den Beruf des Tischlers gelernt und ist seit 2001 selbstständig als Holzgestalter in seiner Werkstatt in Dresden-Pillnitz tätig. Er fertigt für den Innen- und Außenbereich figürliche Darstellungen, Wandgestaltungen, Spiel- und Klangobjekte. Dabei hat Klaus Wiechmann einen ganz eigenen Stil entwickelt, fabulierfreudig und intensiv farbig mit abstrahierter, grafischer Formensprache kommt seine Figurenwelt daher. In den Bildern tauchen auf Bäumen, Dächern und Mauern immer wieder Vögel auf, die erstaunt oder belustigt auf das seltsame menschliche Treiben schauen. Wie auf den „Kahn der fröhlichen Leute“, die wie berauscht ihre Arme hochreißen, neben ihnen ein Schiff wie eine Arche voller Tiere aus aller Welt mit auf dem Mast thronender Friedenstaube. Ein riesiger Elch steht zwei hochnäsigen Jägern gegenüber.

Der Ritter Don Quichotte und sein Knappe Sancho Pansa kämpfen gegen Windmühlenflügel und wagen das Abenteuer mit den erneuerbaren Energien. Drei Soldaten marschieren im Gleichschritt, einer schert aus auf einem rollenden Brett. „Verzogene Truppe“ heißt diese Szenerie, wobei die Besucher die Figuren an Drähten nach Belieben hin und her bewegen können. Außerdem können sie mit einem kleinen Stück Holz, jeweils zehn Euro, Anschaffungen im Museum wie eine moderne Heizung unterstützen. 145 Spenderhölzchen sind schon zusammengekommen an der Wand am Treppenaufgang. Die Sonderausstellung von Klaus Wiechmann ist noch bis 10. April 2023 zu sehen.

Text (lv)

Geöffnet: Di bis Do 10 – 16 Uhr, Fr 10 – 14 Uhr, So und Feiertags 13 – 17 Uhr oder nach Voranmeldung. Tel.: 0351/641 36 11 oder 0351/64982-0

www.deutsches-stuhlbaumuseum.de

Werkstatt für Holzgestaltung Klaus Wiechmann unter http://www.brett-ist.net



Gemütlich reisen und nebenbei die imposante Wald- und Felskulisse im Rabenauer Grund genießen mit der Kleinbahn mit Dampflok, die drei Mal täglich zwischen Freital-Hainsberg und Kipsdorf im Osterzgebirge unterwegs ist. Im Frühjahr komme ich wieder zu einem Ausflug durch diese noch sehr ursprüngliche, schöne Landschaft.

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