Träumt still vor sich hin und von besseren Zeiten: das Gebäude des alten Leipziger Bahnhofs und weitere im Areal noch stehende historische Bauwerke an der Leipziger Straße in Dresden sind denkmalgeschützt. Doch der neue Eigentümer Globus kümmert sich kaum um deren Erhalt. Wie viel Schönes könnte in diesem zauberhaften, wilden Park mit hohen, alten Bäumen entstehen wie ein Skulpturengarten, Freiluft-Ateliers, ein Kulturcafé, ein Spielplatz… Es ist die einzige noch grüne, große Freifläche in der Stadt nahe der Elbe. Hoffentlich kann sie gerettet werden! Sollte mit Blick auf Klimawandel und die bereits betonlastige, neu gebaute „Hafencity“ und weitere, noch im Bau befindliche neue Wohn- und Geschäftshäuser auf der gegenüberliegenden Straßenseite, in Nähe der letzten Kleingärten dort eigentlich selbstverständlich sein. Als Ausgleich eine solche „grüne Lunge“ für eine lebendige, gesunde Stadt zu erhalten und weiter zu entwickeln! Ich werde an dem Thema dranbleiben.
Text + Fotos: Lilli Vostry

Denkmalschutz am Alten Leipziger Bahnhof unwichtig?

Globus nutzt sein Grundstück in Dresden als Spielball für Eigeninteressen. Die Allianz für Dresden setzt sich für eine bunte Leipziger Vorstadt und gegen das gigantische Handelsprojekt ein. Warum tut die Stadt Dresden nichts gegen den weiteren Verfall der denkmalgeschützten Gebäude?!

Nachdem Globus vor inzwischen rund zehn Jahren das Grundstück am Alten Leipziger Bahnhof in Dresden von der DB AG gekauft hatte, wird das ehemalige Bahnhofsgebäude kaum bis gar nicht mehr genutzt und „vegetiert gnadenlos vor sich hin“. Diese Ansicht teilt nicht nur Stephan Trutschler, Sprecher der Allianz für Dresden, die sich wiederum seit vielen Jahren für eine bunte Leipziger Vorstadt und gegen das gigantische Handelsprojekt engagiert, das der Handelskonzern gerne an dieser sensiblen Stelle errichten wollte, sondern auch viele Anlieger, die im Umfeld des Denkmals wohnen.

Der neue Eigentümer, der seinerzeit dann den Bau eines überdimensionierten Vollsortimenters auf diesem Grundstück plante, kümmert sich seit vielen
Jahren kaum um die historische Gebäudesubstanz. „Hier entsteht schon fast der Eindruck, dass man ganz gezielt den Verfall in Kauf nimmt, um dann zu einem späteren Zeitpunkt darauf verweisen zu können, dass man da leider gar nichts mehr machen könne und eigentlich nur noch ein Abriss in Frage komme“, so Trutschler. Doch warum reagiert niemand in der Verwaltung auf diese eklatante Verwahrlosung? Schaut die Dresdner Denkmalbehörde in diesem besonderen Fall bewusst weg? Oder wird hier auf Anweisung von „ganz oben“ die Sicherungspflicht, der auch Globus als Besitzer dieses Objektes unterliegt, schlichtweg ignoriert? In Stadtratssitzungen und in der Verwaltung wird bei neuen Bauprojekten über die Platzierung jedes Steines intensiv
diskutiert, Auflagen und Anforderungen werden gestellt, die zahlreichen Besitzern von denkmalgeschützten Objekten den Angstschweiß auf die Stirn treiben – nur beim Denkmalschutz am Alten Leipziger Bahnhof scheint die Stadt auf einem Auge blind zu sein.

„Der Zustand des Geländes des Alten Leipziger Bahnhofs wurde über die Jahre immer trostloser. Allen Anschein nach möchte Globus an dieser Stelle durch Verrottung und Verfall Fakten schaffen. Aber gerade vor dem geschichtlichen Hintergrund sollte das Denkmal als solches behandelt werden und nicht als Spielball zwischen Politik und Interessenvertretern fungieren“, so Trutschler weiter. Aktuell hat das Landesamt für Denkmalpflege sogar die Gesamtheit der noch stehenden Gebäude am Alten Leipziger Bahnhof unter Denkmalschutz gestellt, was ausnahmslos alle Grundstücksbesitzer in die Pflicht nimmt, sich mit der Denkmalschutzverordnung auseinander zu setzen und Erhaltungsmaßnahmen durchzuführen.

Setzt Globus die Stadt gezielt unter Druck? Denn unabhängig vom „Globus-Grundstück“, das ja nur eines von insgesamt zwölf Grundstücken ist, gibt es
keinen Grund, hier entgegen der Meinung der Leiterin des Amtes für Stadtplanung und Mobilität, Anja Heckmann, nicht weiter intensiv zu arbeiten und erst den  Grundstückstausch abzuwarten. Über nunmehr zehn lange Jahre hinweg fehlt dem Handelskonzern die rechtliche Grundlage, auf diesem Grundstück den geplanten Markt zu bauen. Vielmehr hat die Stadt für Globus diverse Alternativgrundstücke angeboten.
Aktuell erarbeitet die Stadtverwaltung im Rahmen der „Kooperative Quartiersentwicklung Alter Leipziger Bahnhof“ und der damit verbundenen Arbeit
einer Begleitgruppe neue Lösungswege für das Areal.

Auf der Informationsveranstaltung zum Partizipationsverfahren des Alten Leipziger Bahnhofs spürte man die partnerschaftliche Zusammenarbeit aller Beteiligten.
Doch Globus fehlte bei jeder Abstimmungsrunde der Begleitgruppe, so ist es den
Dokumentationsunterlagen, welche jeder Bürger bei der Stadtverwaltung abfordern kann, zu entnehmen. Für Kopfschütteln sorgte auch die Äußerung des Dissidenten-Stadtratsmitgliedes Johannes Lichdi, der nicht nur den Handelsverband mit der unsachlichen Bemerkung angriff, dass man ja seinerzeit (2014) geschwiegen habe und jetzt mit der Abwehr des Globus-Projektes in der Friedrichstadt den Flächentausch verhindere und so die Entwicklung in der Leipziger Vorstadt behindere.

„Schade nur, dass Herr Lichdi ganz offensichtlich keine Ahnung mehr hat, was sich damals abgespielt hat und dass nicht nur der Handelsverband, sondern auch die IHK seinerzeit gegen die schiere Größe des Projektes votiert hatte. Außerordentlich bedenklich finde ich allerdings die Aussage des ehemaligen Grünen-Politikers, dass er den denkmalgeschützten Bereich am Alten Leipziger Bahnhof als ‚zu groß geraten` empfinde. Mit der Infragestellung des Denkmalschutzes dieses historisch wichtigen Ortes in seiner Gesamtheit tritt Johannes Lichdi nicht nur das angemessene Gedenken der Opfer der Schoah mit Füßen, sondern maßt sich auch eine Bewertung der Beurteilung der Denkmalschutzbehörde an“, sagt Trutschler.

Aber ist die Entwicklung des Alten Leipziger Bahnhofs in Gefahr oder wird der Öffentlichkeit hier auch nur Fadenscheiniges berichtet? Fakt ist, wenn man sich intensiv mit der Dokumentation des Partizipationsverfahrens beschäftigt, stellt man fest, dass die Hauptentwicklung auf allen anderen Grundstücken stattfindet. Und die dortigen Eigentümer mit großem Interesse dabei sind. So fand Herr Zyka, Bevollmächtigter eines Grundstückseigentümers, das Beteiligungsverfahren als konstruktiv und gelungen. Stadtrat Lichdi begrüßte beispielsweise das Ergebnis, das entsprechende Gebiet aus der grünen Mitte heraus zu entwickeln. Mittelpunkt dieser zentralen Parkanlage soll der ehemalige Orangerie-Park von Villeroy & Boch sein. Auch die Ausgleichflächen für die Zauneidechse befinden sich abseits des Globus-Areals, wobei aber auch dort eine Population erwartet wird, sind doch die vorhandenen Schutzzäune vielerorts längst beschädigt und runtergetreten.

Teilweise wurde die Trennung zwischen den Restflächen und dem GlobusAreal auch schon in das Partizipationsverfahren eingebunden. So weist die Aufgabenstellung bewusst eine separate Bruttogeschossfläche von 20.000 qm für die Entwicklung/Nachverdichtung auf dem Globus-Grundstück aus. Gemäß Denkmalschutz handelt es sich dabei aber eher um untergeordnete Anbauten an die Bestandsbauten, aber auch gegebenenfalls auf die Errichtung eines opulenten Eingangsbaus zum Alten Leipziger Bahnhof entsprechend der Konzepte der 2. Begleitgruppensitzung.

Ebenso wie am Leipziger Bahnhof wird die Ansiedlung von Globus am vorgesehenen Alternativstandort in der Friedrichstadt die bunte und vielfältige Handelslandschaft in Dresden zerstören. Ein Fakt, auf den nicht nur die Anwohner in der Friedrichstadt hinweisen, sondern vor dem zudem auch zahlreiche Händler im Stadtzentrum, das Citymanagement Dresden sowie der Handelsverband Sachsen warnen. Globus sollte sich, wie alle anderen Handelsunternehmen und Vorhaben in der Stadt, bitte in die bisherigen Strukturen einfügen und diese eher stärken als funktionierende Handelsstandorte zu zerstören, wie dies am Standort Alter Bahnhof Leipziger Straße zu erwarten gewesen wäre. „Liebe Stadträte, konzentrieren Sie sich bitte auf die wichtigen städtisch en Entwicklungen und lassen Sie sich nicht weiter von einem Großkonzern erpressen. Zehn Jahre verlorene Zeit sind genug“, so Trutschler abschließend.

Text: meeco Communication Services

Weitere Infos: http://www.allianzfuerdresden.wordpress.com

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