„Im Eis“: Selbstbildnis von Angela Hampel. Zwei Engel vor dem Abflug, einer hält den anderen: Vor dem Bild steht Galeristin Karin Weber.
Wie Phönix aus der Asche
Eine Werkgruppe mit „Aschebildern“ zeigt die Künstlerin Angela Hampel erstmals in ihrer neuen Ausstellung „Unverzagt“ mit Malerei, Zeichnungen und Druckgrafik, die beeindruckend und berührend von Leben, Liebe, Tod und Vergänglichkeit erzählen in der Galerie Mitte.
Wie Phönix aus der Asche entsteigen weißgraue Figuren mit schattenhaften Gesichtern und fragiler, fast durchsichtiger Haut dem schwarzen Malgrund. Die Werkgruppe mit „Aschebildern“ ist erstmals zu sehen in der Ausstellung „Unverzagt“ mit Malerei, Zeichnungen und künstlerischer Druckgrafik von Angela Hampel in der Galerie Mitte, Striesener Str. 49 in Dresden (noch bis 10. Juni zu sehen).
Die Arbeiten sind in den letzten zwei Jahren entstanden. Versammelt sind Bilder mit Paaren., die sich halten oder mit Beeren beschenken, Selbstbildnisse, Frauen mit Tieren, Katze und Maus, Rabe, Fischen, Schlange und wilde Natur mit heulend sich umarmenden Wölfen und Raubkatzen. Das Selbstbildnis „Im Eis“ zeigt eine Frau mit Fellmütze inmitten einer Vogelschar, die sie schützen und wärmen vor der Kälte. Die Aschebilder beunruhigen und berühren mit ihren starken Hell-Dunkel-Kontrasten und ihrer zarten Verletzlichkeit. Mit Ruß und anderen Materialien hat sie auch schon gearbeitet. Das verbrannte Holz stammt von alten Apfelbäumen in ihrem Garten und war ihr zu schade, wegzuwerfen, erzählt Angela Hampel. So nahm sie die Asche zum Malen, verdünnt mit Zell-Leim. Das sei sehr arbeitsaufwendig, das Mischungsverhältnis muss stimmen, sonst zerfällt das Ganze. Sichtbar wird das Gezeichnete erst im Trocknungsprozess und ist damit auch künstlerisch reizvoll und überraschend.
„Asche entspricht auch der trüben Stimmung im Land, die Situation insgesamt sieht gerade mehr aschig aus“, sagt sie. Ihre Bilder spiegeln spannungsvoll die Gegensätze von Leben, Liebe, Tod und Vergänglichkeit. Schönes und Bedrohliches, Verführung und Verletzlichkeit, Sehnsucht nach Geborgenheit und Halt, Fressen und Gefressen werden nah beieinander. Neu ist eine vierteilige Figurengruppe „Der Querulant“ aus Schamotteton. Drei der kompakten Körper mit geschlossenen Augen liegen in eine Richtung ausgerichtet, einer liegt quer. Diese Arbeit nimmt ironisch den Herdentrieb und gleichgeschaltete Denkweisen auf`s Korn, so Angela Hampel.
Außerdem zeigt sie großformatige, farbkräftige figürliche Malerei. Wie das Bild „Das Schwein wird geschlachtet“, das über dem Sofa im Galerieraum hängt. Zwei Frauen halten auf der Leinwand die leidende, geschundene Kreatur.
Umgeben von zwei Landschaften, urig-stachligen Weiden und hohen, aufrecht am Hang stehenden Pappeln. Und ein großes Ölbild mit zwei Engeln, einer hält den anderen. Kräftige Flügel haben und brauchen sie in stürmischen, widrigen Zeiten. „Der Ausstellungstitel `Unverzagt` steht dafür, dass die Künstlerin weder links noch rechts schaut und immer ihren eigenen Weg gegangen ist. Ihre Arbeiten setzen sich immer mit geschlechterspezifischen, gesellschaftlichen Rollenzuweisungen von Männern und Frauen auseinander. Sie war und ist immer für eine Begegnung auf Augenhöhe“, sagt Galeristin Karin Weber (62). Sie kennt Angela Hampel seit 1984. Die 1956 in Räckelwitz geborene Künstlerin hat als Forstfacharbeiterin und Kraftfahrerin gearbeitet und studierte von 1977 bis 1982 an der Dresdner Kunsthochschule bei Prof. Jutta Damme und Dietmar Büttner. In diesem Jahr wurde Angela Hampel für ihr Schaffen mit dem Kunstpreis der Stadt Dresden 2023 ausgezeichnet, dotiert mit 7 000 Euro.
Ein Künstlergespräch mit ihr gibt es am 11. Mai, 19.30 Uhr in der Ausstellung und zur Finissage am 9. Juni, 19.30 Uhr eine Lesung „Wechselhäcksel“ zwischen Róza Domascyna und Michael Wüstefeld.
Text + Fotos (lv)
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