Schelmisch wacher Blick & offen für Neues: der Maler Peter Pit Müller aus Radebeul und Katze Lotte von Künstlerfreunden in Batzdorf. Foto: Silvia Ibach
Die Kunst hilft ihm, das Leben neu zu sehen und die Sehmuskeln zu trainieren: der Maler Peter Pit Müller vor Bildern seiner Ausstellung in der Stadtgalerie Radebeul.
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Die Kunst hilft beim Sehen
Die Ausstellung „Überblick – Bilder aus fünf Jahrzehnten“ von Peter Pit Müller vereint frühe und neue Werke, die nach seiner Augenerkrankung entstanden, in der Stadtgalerie Radebeul. Am 1. August, 14 Uhr gibt es dort ein Künstlergespräch mit ihm.
Blicke auf ein vielseitiges Malerleben. Peter Pit Müller sieht seine Bilder anders heute. Sie sind ihm immer noch nahe, aber er erkennt nur noch verschwommen die Umrisse. Sein Sehen hat sich sehr verändert seit einer Augenerkrankung, Makula-Regeneration genannt, die er 2016 bekam. „Für einen Maler geradezu eine Katastrophe“, sagt Müller. Durch Spritzen wurde das Fortschreiten der Erkrankung zwar aufgehalten. Doch er habe nur noch 20 Prozent seines Sehvermögens. Er kann nicht mehr Auto fahren, zwar schreiben, aber nur mit speziellem Lesegerät lesen. Drei dunkel abstrakte Zeichnungen von 2017 zeigen diesen Zustand. Ein kleineres Bild mit Kellergewölbe, in das durch einen Spalt Licht einfällt, steht symbolisch für seine damalige Situation, die Beklemmung, Angst vor Erblindung und die Hoffnung, dass es nicht noch schlimmer wird, so Müller. „Ich habe neu sehen gelernt.“
So ist im doppelten Sinne auch der Titel der derzeitigen Ausstellung „Überblick – Bilder aus fünf Jahrzehnten“ von Peter Pit Müller in der Stadtgalerie Radebeul in Altkötzschenbroda 21 zu verstehen, die anlässlich seines 65. Geburtstages stattfindet. Und weil er noch mal neu startet als Bildender Künstler. Auf dem Titelbild zur Ausstellung lächelt Peter Pit Müller mit Bart, Brille und Strohhut verschmitzt in die Kamera. Auf seiner Schulter sitzt eine flauschig getigerte Katze mit aufmerksamem Blick, Lotte von Künstlerfreunden in Batzdorf.
Malerei ging zwei Jahre nicht. So beschäftigte er sich intensiv mit Zeichnungen, so Müller, um die Sehnerven zu verbessern und wieder zu erkennen, was ich mache. Er musste sich eine völlig neue Motorik aneignen. Dadurch bekomme er auch eine neue Sichtweise. „Die Kunst gibt mir Halt.“ Schrittweise erobert sich Müller in Eigentherapie sein Sehen, das in Kontakt mit der Natur treten und was es auslöst, malend zurück. „Innere und äußere Zustände miteinander in Einklang bringen“, darauf kommt es ihm an. Er malt so wie er sich befindet, kann sich die Welt nicht schön malen.
Ein Bild, eine Elbelandschaft mit Dampferanlegestelle hat Müller mit der Lupe gemalt, die groben Flächen mit pastosem Farbauftrag und die fein kräuselnden weißen Wellen.
Zu sehen ist auch eine Landschaft am Achterwasser in Usedom mit Schilf in lichten Pastelltönen, gemalt mit Spachtel und zarten Pinselstrichen die Halme. Das Bild entstand im Frühjahr letztes Jahr. Noch frisch nach Farbe duften die farbexplodierend zinnoberroten Blütenkelche auf der Leinwand. „Ich bin auch wieder lebensoptimistischer“, sagt Peter Pit Müller. Dank der vielen Hilfe, die ihm zuteil werde in Künstlergruppen, der Familie und durch gute Freunde.
Die Ausstellung versammelt frühe und neue Arbeiten Müllers, Ölbilder, Grafiken nach einem selbst entwickelten Gipsdruckverfahren, Plakate zu den Karl-May-Festspielen und Skizzen, darunter Porträts, Akte, Tanzende, Fabrik- und Großstadtszenen und Landschaften, in denen sich Figürliches und Abstraktes oft expressiv farbig mischen, die frisch und zeitlos wirken. Auf weißer Seide gezeichnete Gesichter hängen luftig im Raum, das Stoffbild stammt von einer Ausstellung 2001 in Havanna. Es sind auch Stücke in Watteau-Malerei mit barocken Szenen und ein Heft mit Arbeitsproben noch aus seiner Zeit als Porzellanmaler in Freital zu sehen. Er hat von 1977 bis `82 Malerei und Grafik an der Dresdner Kunsthochschule bei Siegfried Klotz, Sigrun Bontzin und Jutta Damme studiert und von 1994 bis `96 Kunsttherapie. Seit 1982 lebt und arbeitet Peter Pit Müller freischaffend als Maler und Grafiker in Radebeul.
Ein Künstlergespräch mit Peter Pit Müller gibt es am heutigen Sonntag, dem 1. August, 14 Uhr und eine Führung mit dem Stadtgaleristen Alexander Lange zum Abschluss der Ausstellung am 15. August, 16 Uhr in der Stadtgalerie Radebeul.
Text + Fotos (lv)
Mehr Text zur Ausstellung folgt.
Geöffnet: Dienstag, Mittwoch und Donnerstag von 14 bis 18 Uhr, Sonntag von 13 bis 17 Uhr.