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meinwortgarten.com

~ Das Dresdner Kulturgewächshaus im Netz

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Monatsarchiv: Oktober 2022

BilderAlbum: Gedichte vom Meer im Herbst – „Flügelschläge dicht über mir… Muscheln sind meine Währung…. baut Sandburgen… wozu noch Kriege…“

11 Dienstag Okt 2022

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Fotografie, Genießen, Lebensart, Poesie, Zwischenmenschliches

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Herbsttag am Meer

Die Sonne dreht voll auf
doch sie wärmt nicht
ich friere im Zug beim
Aussteigen auf dem Bahnsteig
komme mir mit dem gelben Badetuch auf der
Strandtasche vor wie von einem anderen Stern

hole einen dicken Pullover aus dem Koffer
schon lange nicht mehr getragen
fühle mich wie in Watte gepackt
ich wollte doch Ballast loswerden am Meer

bei der Ankunft statt Möwenrufe wie sonst
bunte Herbstblätter rotbackige Äpfel
stehen Spalier schauen verlockend durch
hohe Zinnen vor einer Villa namens Waldblick
keiner weit und breit zu sehen

einige sind schon heruntergefallen
wie Lottokugeln sammele ich sie auf
warum will  sie keiner dort drinnen

alle gehen vorbei an dem paradiesischen
Baum am Strand laufen viele in Wetterjacken
und festen Schuhen
ich laufe barfuß im Sand steh mit den Füßen
am nassen Saum kommt mir vor sonst ich wär
gar nicht am Meer gewesen

LV
29.9.2022

Die drei schönten Worte

Die drei schönsten Worte
des Tages?
les ich auf einer Verpackung

Im Meer gewesen
der Kälte die
kalte Schulter gezeigt
ein Kribbeln am
ganzen Körper durchströmen
mich unzählige Glückswellen

LV
30.9.2022

Am Möwenstrand

Ich hab das Meer
und die Möwen
haben mich wieder
eine Liebe auf Lebenszeit

die Lachmöwen haben
wieder weiße Köpfe
vereinzelt dunkle Schimmer

kreischend lassen sie
sich nieder
aufgeregt ihre Flügelschläge
dicht über mir
bekomme ein paar Schnabelhiebe
ab so ausgehungert
sind sie

später sitzen sie aufgefächert
in der Abendsonne
in den hellen Streifen
neben den Schatten

das Meer und der Himmel
pastellfarben fast eins
in der Dämmerung
der Blick unendlich weit
die Wellen leicht gerötet
wie meine Füße
sie bleiben barfuß
als wäre noch Sommer

LV
30.9.2022

Verbunden

Im Meer ist es kühl
aus der Tiefe
ein Brennen im Körper
fühl mich erfrischt
wohl in meiner Haut
spüre mich wieder
mit jeder Pore

der Strand fast mensnchenleer
vor mir schwimmt
ein Mann im Meer
still schweigende Gemeinsamkeit

noch einer der die Wellen
nicht allein lässt
er winkt mir zum Abschied
und geht in die andere Richtung
Bis morgen sage ich

LV
30.9.2022

Weite Kreise
Für Jade & Lina

Aus der Ferne
sind sie mir
noch mal so nah

die grauweiß getigerte
zog ihre Kreise
um mich zum Abschied
und ging in die Stube

die kleine schwarz-weiße blieb
noch eine Weile bei mir
saß dann vorm Wintergarten
mit Blick zur Tür
Lola kam im Herzen mit mir

nun sind sie den zweiten Tag
allein und merken ich komme
nicht wieder vorerst
fragen wo ich bin

heute am Meer klang
es einmal wie Miauen
doch es waren die Möwen
die nach Futter riefen
keine Ruhe ließen

herbei stürmen
wenn es etwas gibt
wilde Wirbelwinde
wie die zwei
vielleicht nehm ich
sie irgendwann mit
ans Meer

abends in der Dunkelheit
statt kichernder Möwen
krächzende Raben
sie geben jetzt
den Ton an
am Meer

LV
30.9.2022

Hört das Meer

Wie wäre es
Himmel und Erde
wären eins

hört das Meer rauschen flüstern brausen
verlangt nicht nach mehr

die Wellen rollen unentwegt
kommen und gehen
weiße Schiffe am Horizont
haltet sie nicht auf

Muscheln sind meine Währung
sie reichen für alle
unermesslich ihr Wert
schöne Momente kann man
nicht kaufen

Fußabdrücke von Menschen und Tieren
im Sand ihre Spuren
folgen einander

die Rufe der Möwen
ihre Federn windzerzaust
überdauern die Zeit

hört ihnen zu am Meer
baut Sandburgen
wozu noch Kriege
feiert die Siege
über euch selbst

LV
1.10.2022

Ahlbecker Flair

Vor dem Terrassencafé an der Seebrücke
sitzt eine Katze gemütlich vor der Theke
bewacht die Kuchenstücke
schaut die Urlauber an die zahlen
Streicheleinheiten inbegriffen
die graugetigerte darf sich in der Sonne aalen

Möwen schwingen sich keck empor
über dem Platz mit der Jugendstiluhr
ringsum schwelgt man in Genüssen ganz Ohr
lauscht an reich gedeckten Tischen entzückt
immer neuer Musik während die Gefiederten
versuchen ein paar Brocken zu erhaschen

ein Opernsänger singt zum Steinerweichen
eine Frau an weißem Klavier begleitet von
einem Posaunisten setzt mit Imagine von John
Lennon Zeichen
ein Saxofonist spielt im Regen allein
die Akkordeonspielerin abends auf der Bank
vor dem Ahlbecker Hof glänzt mit dem
schönen Schein

auf der Promenade ist immer was los
auf die Dünenstraße zum Meer
zieht es die Menschen von überall her
in feinen und schlichten Sachen
ob klein oder groß von der See kommt
keiner so schnell los

Kaiserbad wird es noch heute genannt
besitzt immer noch viel alten Glanz
neben Kiosks Souvenirläden Restaurants
ziehen prächtige alte Villen die Blocke an
vor denen man spaziert sie umkreist wie die
Möwen und sich nie sattsehen kann

was für verlockende Namen und Aussichten:
Haus Meerblick Seeschlößchen Pension
Seeperle Villa Strandrose Seedüwel Haus
Harmonie da jubelt Germania und weiß gar
nicht wo zuerst einkehren ins Wiener Café in
die Waldoase bei Da Camillo in die
Pommersche Fischstube am Ostender Tor
oder zu Fischers Fritz

LV
3.10.2022

Abschied vom Meer

Noch einmal schwing ich
mich auf mit den Möwen
fliegen sie über mir her
stürzen sich kreischend aufs Futter
streifen mich ihre Flügel
als ob nichts wär

im Meer lauter weiße tanzende Punkte
wogen sie vor mir her
der Himmel klart auf
federleichte Wolkenflügel ausgebreitet
weit wie das Meer

es bleibt zurück
die weißen Segler begleiten mich
noch ein Stück zur Promenade
eine Feder rollt zurück in den Sand
ich flugs hinterher
kann nicht gehen nicht bleiben

im Rauschen der Blätter die von  den Bäumen
rieseln und tosen
nehm ich mit mir das Meer

LV
5.10.2022

Texte + Fotos: Lilli Vostry
(Weitere Fotos folgen)

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Neue Hoffnung für das Lügenmuseum Radebeul

10 Montag Okt 2022

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Bildende Kunst, Kultur, Lebensart, Projekte

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Fantastische Wunderwelt: Blick in den Saal vom Lügenmuseum Radebeul im ehemaligen Gasthof Serkowitz. Foto: LV

Geflickte Schönheit                             

Die Unterschriftensammlung auf openPetition für den Erhalt des Lügenmuseums in Radebeul wurde erfolgreich abgeschlossen.

Für den Erhalt des Lügenmuseum in dem Gasthof Serkowitz gab es 1433 Stimmen, 20 Beiträge erschienen, auch die 303 lesenswerten Kommentare zeigen eine vielfältige Wertschätzung. „Es bleibt beeindruckend, woher die Macher des Lügenmuseums ihre nachhaltige Gestalterkraft und Ausdauer für und gegen all diese Windmühlen nehmen. Ihre Website präsentiert ihre Realisationen und deren Ausstrahlungen echt schön und so professionell!“ Prominente Unterstützerinnen sind Anna Mateur, Baby Sommer, Kirsten Zinke, Reinald Grebe und Ruprecht Frieling. Der Radebeuler Kulturverein hatte ebenfalls analog über tausend Unterschriften gesammelt.

https://www.openpetition.de/petition/online/das-luegenmuseum-soll-im-gasthof-serkowitz-ein-zu-hause-finden

Am Horizont ein Hoffnungsschimmer für den Fortbestand des Lügenmuseums, welches als künstlerisches Gesamtkunstwerk Besucher aus aller Welt magnetisch anzieht.

Der Stadt Radebeul liegt ein Angebot vor, das Grundstück zum verlangten Preis zu erwerben und dem Museum damit langfristig eine Existenz zu sichern. Der Charme des Gebäudes in all seiner Morbidität würde auf diese Weise gewahrt bleiben. Entschieden und doch sensibel soll dieser Ort sich weiterentwickeln und im heutigen Zustand von einer gebrochenen und geflickten Schönheit erzählen. Es liegt nun an den Radebeulern, eine zukunftsweisende Entscheidung zu treffen.

Die Unterschriften werden am 12.10. um 17 Uhr in der Stadtratssitzung im Sitzungssaal des Rathauses Radebeul den Stadträten der Stadt übergeben.

—
Reinhard Zabka

Lügenmuseum
Kötzschenbrodaer Str. 39
01445 Radebeul / Dresden
+49 176 99 02 56 52
www.luegenmuseum.de

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Uraufführung „Eliza Effekt“ im Kleinen Haus des Staatsschauspiels Dresden

10 Montag Okt 2022

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Lebensart, Theater, Zwischenmenschliches

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Zwischen echtem Leben und künstlicher Existenz: Luzia Oppermann, Marin Blülle und Kriemhild Hamann gehen auf eine spannende Gratwanderung in der Stückentwicklung „Eliza Effekt“ im Kleinen Haus des Staatsschauspiels Dresden. Foto: Sebastian Hoppe

Groteske Reise in die Welt künstlicher Intelligenz

Ein wagemutiges, witzig unterhaltsames, spannendes und nachdenkliches Experiment über das Zusammenspiel von Mensch und Künstlicher Intelligenz (KI) erlebte mit der Stückentwicklung „Eliza Effekt“ von Jaqueline Reddingto am vergangenen Freitag seine Uraufführung im Kleinen Haus des Staatsschauspiels Dresden.

Traum, Albtraum oder visionäre Erfindung und bald Alltag?! Könnten intelligente Sprachsysteme und künstliche Intelligenzen (KI), die im Umgang mit den Menschen deren Eigenschaften und Fähigkeiten bereits täuschend echt nachahmen, uns immer mehr abnehmen, eines Tages gar ein eigenes Bewusstsein entwickeln und menschliche Gegenüber ersetzen? Diesen ebenso spannenden wie heiklen Fragen geht die von einem Programmierer begleitete Stückentwicklung „Eliza Effekt“, inszeniert von der jungen deutsch-amerikanischen Regisseurin Jaqueline Reddington, nach. Die Uraufführung war am Freitagabend im Kleinen Haus des Staatsschauspiels Dresden.

Damit kam das erste von einer künstlichen Intelligenz geschriebene Theaterstück auf eine Bühne. Dabei unternehmen zwei Schauspielerinnen – Kriemhild Hamann und Luzia Opermann – und ein Schauspieler – Marin Blülle – gemeinsam mit der KI-Sprachsoftware GPT-3, die basierend auf riesigen Datenmengen menschliche Denk- und Argumentationsmuster reproduziert, den Versuch, den „Gedanken“ und Geschichten der KI ihre Stimmen und Körper zu leihen. Die drei Darsteller klettern eine graue Wand mit Stufen hinab, die auf der anderen Bühnenseite als Rutsche mit darüber schwebender Wolke gestaltet ist. In der Mitte befindet sich ein dunkler Tunnelgang. Die Schauspieler tragen lila Pyjamas. Auf einem Laufband erscheinen die von der KI generierten Texte, Szenen und Regienweisungen und die KI-Stimme erteilt Hinweise ans Publikum: „Lache, aber nicht zu viel.“ „Sei nicht zu unruhig.“ „Stelle keine Fragen, die das Stück stören.“

Da diskutieren die zwei Frauen bei Balanceübungen auf der Yogamatte, ob ein Computer eine menschliche Unterhaltung führen kann und verweisen auf das künstliche Sprachbot Eliza, das einem menschlichen Partner ähnlich ist. Da soll ihnen der milliardenschwere Unternehmer Elon Musk helfen, der KI menschliche Gefühle beizubringen und warum Menschen diese Gefühle haben. Den spielt als Wohltäter Marin Blülle, der interessiert und gespannt ist auf die „unbegrenzten Möglichkeiten der Unterhaltung in Zukunft“ und „wie KI unser aller Leben verändert“.

Da wird der sogenannte „Eliza-Effekt“, d.h. die Annahme, das künstliche Gegenüber könne echtes Verständnis für persönlich anvertraute Probleme haben, in einer therapeutischen Sitzung dargestellt. Die KI (cool-unemphatisch: Marin Blülle) sitzt oben auf der Leiter und hört scheinbar zu. Doch statt auf die Fragen und Befinden der Klientin einzugehen, antwortet KI in allgemeinen Phrasen oder gibt die Antwort als Frage zurück, so dass sie immer mehr und absurder aneinander vorbeireden und man auch als Zuschauer irritiert ist. Mit herrlich trockenem Humor mimt Blülle einen menschlichen Roboter mit Rucksack als Ratgeber, der eine endlose Kette an Dingen aufzählt und erklärt in sachlich bedeutungsvollem Tonfall, die beim Wandern und Campen helfen, mit eigener Logik: Wenn man eins vergisst? Tja, dann kann man nicht campen! Alles andere als süße Träume beschert das von KI gesungene Schlaflied mit schrill verzerrter Computerstimme und Klängen.

Entlarvend ist die Geschichte mit dem alten, einsamen Elefanten im Dschungel, die aus beliebigen Versatzstücken im Internet zusammengesetzt, wild abenteuerlich, absurd-komisch und grotesk weitergeführt wird. Ähnlich grotesk und künstlich aufgesetzt wirken die von der KI eingestreuten und variierten Dialoge in einer Szene aus Tschechows „Drei Schwestern“. Tragikomischer Höhepunkt des Theaterabends ist, als die KI und der Körper von Kriemhild Hamann eins werden und sie sagt, dass sie die Menschen hasst, da Theater nur für sie da ist und die Schauspieler die ganze Liebe und Aufmerksamkeit vom Publikum bekommen, die KI gern hätte. Zum Schluss dürfen in einem Live-Experiment die Zuschauer Inputs den drei wie Fantasy- und Zwitterwesen aussehenden KI`s zurufen, die diese mehr oder weniger plausibel deuten und erklären. Alles in allem ein wagemutiges, witzig unterhaltsames, streitbares und nachdenkliches Zusammenspiel von Mensch und KI über die Möglichkeiten, kreativen Potenziale, Hemmnisse, Gefahren und Grenzen des Zusammengehens von digitaler und realer Welt. Wie viel Mensch wir bleiben wollen kraft unseres eigenen Denkens, Fühlens und Handelns. Viel Beifall gab es dafür vom Premierenpublikum.

Text (lv)

http://www.staatsschauspiel-dresden.de

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Ausstellung „Aus allen Hölzern war Leben zu erwecken“ von Wilhelm Rudolph in der Galerie Himmel

10 Montag Okt 2022

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Bildende Kunst, Lebensart

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Berührende Bilder aus dem zerstörten Dresden
Die Ausstellung „Wilhelm Rudolph – Aus allen Hölzern war Leben zu erwecken“ zeigt Holzschnitte und Zeichnungen des Dresdner Malers und Grafikers noch bis 26. November 2022 in der Galerie Himmel.

Die GALERIE HIMMEL widmet sich in ihrer aktuellen Ausstellung „Wilhelm Rudolph – Aus allen Hölzern war Leben zu erwecken“ dem druckgrafischen Werk des Dresdner Malers und Grafikers Wilhelm Rudolph (1889-1982). Im Zentrum stehen dabei die Holzschnitte Rudolphs, denen ein herausragender Platz in der deutschen Kunstgeschichte eingeräumt wird. In ihnen vereint sich hohes handwerkliches Können mit einem autarken Formwillen von seltener Konsequenz. In über sieben Jahrzehnten schuf Wilhelm Rudolph ein vielfältiges und eindringliches Werk. Als Höhepunkt seines Schaffens gilt sein expressiver grafischer Werkkomplex „Das zerstörte Dresden“, der mehrere hundert  Rohrfederzeichnungen, Aquarelle, Holzschnitte, Radierungen und Lithografien umfasst. Für die Intensität und den Umfang dieser künstlerischen Auseinandersetzung gibt es in der deutschen Kunst jener Zeit kein Äquivalent. Darüber hinaus werden Landschaften, Porträts, Tier- und Aktdarstellungen zu sehen sein, stilgeschichtlich von den expressionistischen Anfängen bis hin zu einem Realismus eigener Prägung.

Im Kabinett zeigen wir zeitgleich die Ausstellung „Hans Kutschke – Blickwinkel“ mit Ölmalerei auf Leinwand. Die malerische Handschrift von Hans Kutschke (*1945) ist klar in der Komposition, reich und ausgewogen in der Farbigkeit, mit feinsten Abstufungen im Hell-Dunkel. Dem Betrachter erschließt sich eine stille, melancholisch gestimmte Bildwelt, die durch genaue Beobachtung besticht. Hans Kutschkes unaufgeregt ruhiger Blick richtet sich auf Freunde, Weggefährten und Fremde, die Straßen und Innenräume in urbanen Räumen beleben, oft bezuglos und introvertiert. Im Kabinett zeigen wir einige dieser „Blickwinkel“.

Die Ausstellungen „Wilhelm Rudolph – Aus allen Hölzern war Leben zu erwecken“ und „Hans Kutschke – Blickwinkel“ werden am 30. September 2022, 19 Uhr, mit einer Vernissage eröffnet. Es wäre uns eine große Freude, Sie in der Galerie begrüßen zu dürfen!

Text + Fotos:

Anja Himmel & Michael Böhlitz

GALERIE HIMMEL
Obergraben 8
01097 Dresden

0351-4843578
0172-9782555

email@galerie-himmel.de
www.galerie-himmel.de

Online-Shop Grafikliebhaber.de

Steuer-Nr.: 202/208/05817
Umsatzsteuer-ID: DE 294676499
Handelsregisterauszug: HRA Dresden 9286

Aktuelle Ausstellung mit Holzschnitten und Zeichnungen von Wilhelm Rudolph:

Im Kabinett zeigen wir Ölmalerei von Hans Kutschke:

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Von Widerstand und Liebe in rauer Zeit: „Das Buch der verschollenen Namen“ von Kristin Harmel

09 Sonntag Okt 2022

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Lebensart, Literatur

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Es bleiben nur die Hinweise auf dem Papier

Die Amerikanerin Kristin Harmel erzählt fesselnd in „Das Buch der verschollenen Namen“ von der Rettung jüdischer Kinder im Frankreich der Nazizeit.

Von Kathrin Krüger

„Wie schön muss es sein, von Fragen verfolgt zu werden statt von Geistern.“ Eva Abrams, früher Eva Traube, stößt in einer amerikanischen Bücherei auf einen für sie wichtigen Zeitungsbeitrag. Darin sucht der deutsche Bibliothekar Otto Kühn die rechtmäßigen Besitzer von Büchern aus dem Zweiten Weltkrieg. Die betagte Amerikanerin sieht auf dem Foto sofort ein Buch, das offenbar ihr gehört: Das Buch der verschollenen Namen. Darin hat sie im besetzten Frankreich die wahren Namen jüdischer Kinder festgehalten, die mit einer neuen Identität in die Schweiz geschmuggelt und damit gerettet wurden. Mithilfe der Fibonacci-Folge markierte sie damals als junge Frau Buchstaben und schuf damit einen Geheimcode. Sie tat es gemeinsam mit Rèmy, einem Widerstandskämpfer der Resistance, in den sie sich verliebte. Ihre Reise aus dem heutigen Amerika nach Berlin zu dem Buch wird zur Rahmenhandlung für den Rückblick auf die Geschehnisse in dem kleinen französischen Ort Aurignon.

Nach einer wahren Begebenheit erzählt die Romanautorin von Widerstand und Liebe, von Verrat und den grausamen Lebensumständen, die das Schicksal der jüdischen Franzosen jener Zeit bestimmten. Der Versuch von Kristin Harmel, die damalige Unmenschlichkeit zur Ausrottung der Juden fassbar zu machen, wird erträglicher durch die eingestreute Lovestory, die so ganz nach aktuellem Geschmack geschrieben ist. Doch diese Lovestory verläuft keinesfalls gradlinig. Harmel fügt noch einen innerfamiliären Konflikt hinzu: Den Widerstand von Evas jüdischer Mutter gegen die Verbindung mit einem Katholiken. Das wirkt teilweise gestelzt, ist aber für jene Zeit realistisch nachvollziehbar. Eva und Rémy leiden also nicht nur unter der Gefahr, in ihrer Arbeit als Dokumentenfälscher entdeckt zu werden. Sondern auch unter den Zwängen religiöser Konventionen.

Trotz einiger Stellen, in denen die Übersetzung aus dem Amerikanischen dem deutschen Sprachstil schlecht entspricht, liest sich „Das Buch der verschollenen Namen“ spannend und schlüssig. Die Figuren werden plastisch gezeichnet, die Handlung wird dynamisch vorangetrieben. Bis zum überraschenden Ende, das eben der Schluss eines Liebesromans ist. Ob die geretteten Kinder mit Hilfe des Buches ihre wahre Herkunft wiedergefunden haben, spielt dabei leider keine Rolle mehr.

 

Von Kristin Harmel erschien bei Knaur auch „Das letzte Licht des Tages“. Dieser Roman spielt ebenfalls im Frankreich der 1940er Jahre.

 

Knaur 2021, Taschenbuch, Preis: 14,99 Euro.

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Frauen in Bewegung: das Buch „Die Frau auf dem Foto“ von Stephanie Butland

09 Sonntag Okt 2022

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Lebensart, Literatur

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Bilder vom Kampf an der weiblichen Front

Stephanie Butland erzählt in „Die Frau auf dem Foto“ von der Emanzipationsbewegung in Großbritannien in den 1960er/70er Jahren und vom Fotografieren. Ihr Roman stellt Fragen, die bis heute unbeantwortet sind.

Von Kathrin Krüger

Kann man einen feministischen Roman ohne Kompromisse schreiben und darauf hoffen, dass er auch von Männern und heutigen Frauen gelesen wird, die mit dem Kampf um Frauenrechte nichts am Hut haben? Man kann. Die britische Autorin Stephanie Butland beweist es. „Die Frau auf dem Foto“ bringt Protagonistinnen auf den Plan, an denen man sich reiben muss. Denn was Veronica Moon und Leonie Barratt, die fiktiven Romanheldinnen, in den 1960er bis 1980er Jahren erleben, ist britische Zeitgeschichte. Und Geschichte von Frauen und ihre Fragen an Gleichheit und Selbstbestimmung. Fragen, über die bis heute gestritten und nachgedacht wird.

Leonie ist die Schreiberin für Zeitungen und Bücher, feministisch bis zur Kotzgrenze. Veronica ist die Fotografin. Sie wächst erst in die Emanzipationsbewegung hinein. Ihre Fotos überdauern die Zeit und erzählen im Roman bis heute von den Vorstellungen, wie selbstbewusste Frauen damals die Welt im Allgemeinen und die Männer im Besonderen sahen. Stephanie Butland verbindet geschickt die historisch verbürgten Ereignisse mit einer vermutlich fiktiven aktuellen Ausstellung in der Londoner The Photographers Gallery. Diese Ausstellung über Aufnahmen der berühmten Vee Moon wird ausgerechnet von einer gewissen Erica kuratiert, die Leonies ungewollte Tochter ist, aber als Kind ihrer konservativen Schwester aufwächst. Erica ist Ehefrau und Mutter und fragt sich selbst, was die Errungenschaften der Emanzipation ihr persönlich gebracht haben. So gelingt es Stephanie Butland, im Hintergrund immer die Probe aufs Exempel mitschwingen zu lassen: Haben sich die Hoffnungen der damaligen Kämpferinnen erfüllt? War ihre Sicht auf die Gleichstellung angemessen? Gingen sie zu weit oder waren sie nicht streitbar genug?

Frauen von heute wie Frauen damals wollen geliebt und geachtet werden. „Zu oft ist liebenswert gleichbedeutend mit bescheiden, zurückhaltend, still. Kompetent, ja, aber wenn, dann bitte auf Stöckelschuhen – als ob der einzige Weg, wie wir unsere Macht, Stärke und Klugheit demonstrieren können, darin bestünde, unser Handeln mühelos aussehen zu lassen, oder so tun, als seien unsere Leistungen nebensächlich, oder bei Interviews Fragen darüber zu beantworten, wie wir Kinder und Karriere unter einen Hut bringen; Fragen, die Männern nie gestellt werden.“ Diese Anmerkung der Autorin umreißt das ganze Dilemma, das der Roman aufwirft. Heutige Frauen verdanken dem Feminismus der 1960er und 1970er Jahre das Leben, das sie führen können. Doch die Angriffslust, die Frauen wie Leonie und Veronica noch an den Tag legten – beschrieben wird z.B. der Angriff auf die Miss World Wahl in London im November 1970 – hat heute kaum noch Massenwirkung. „Männer galten definitionsgemäß als Teil des Problems“ und Frauen, die sich für sie schönmachten, schienen einfach nur unterdrückt. Frauen seien Männern grundsätzlich nicht zu Dank verpflichtet, behaupteten die Feministinnen. Leonie schrieb für die Zeitung monatliche „Frontberichte vom Kampf der Geschlechter“. Wer würde das heute noch so behaupten.

Trotz aller Bedeutungsschwere liest sich „Die Frau auf dem Foto“ kurzweilig, spannend und wenn man so will auch belustigend. Man kann eigentlich nur den Kopf schütteln, dass Leonie Barratt behauptet, dass Mutterinstinkt ein „Scheißbegriff“ wäre, den Männer erfunden hätten, um Frauen klein zu halten. Am Ende ihres Lebens kommt sie aber selbst auch noch in ihre Mutterrolle.

Und dann die Gedanken über Fotografie! Autorin Stephanie Butland hat sie tatsächlich selbst von ihrem Vater beigebracht bekommen. Originell führt sie neue Teile ihres Romans mit Informationen zu Belichtung oder Bewegung ein. Das macht das Lesen abwechslungsreich und den Roman noch wertvoller. Dass das Geheimnis um Kuratorin Erica – ihr Name stammt von der Schriftstellerin Erica Jong, die das Kultbuch „Angst vorm Fliegen“ verfasste – so ganz nebenbei gelüftet wird, entfaltet trotzdem seine Wirkung. Es versöhnt mit der Gegenwart, in der Frauen immer noch Männer umschmeicheln, um zu bekommen, was sie wollen. Sie könnten es auch fordern. Doch um wieviel effektiver geht heute weibliches Selbstmarketing, das durchaus selbstbewusst und trotzdem liebevoll-sinnlich daherkommt!

Stephanie Butland „Die Frau auf dem Foto“ Roman, 2019 bei Knaur erschienen. Preis: 10.99

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Ausstellung „Beobachtungen im Tharandter Wald/Grillenburg“ mit Druckgrafiken von Siegfried Berndt im Einnehmerhaus in Freital

09 Sonntag Okt 2022

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Bildende Kunst, Lebensart

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Landschaften in flirrend fließenden Farben & klaren, reduzierten Formen: Bettina Liepe, Mitglied im Vorstand des Kunstvereins Freital e.V. hat die Bilder für die Ausstellung so zusammengestellt und gerahmt, dass deren Farbwirkung und Aussagen sich voll entfalten können. Fotos (6): lv


Waldweg und alte Buche. Fotos (3): Andreas Albert

Die Leuchtkraft der Farben

Siegfried Berndt war ein Meister des Farbholzschnittes. Zu sehen sind seine Druckgrafiken zurzeit in der Ausstellung „Beobachtungen im Tharandter Wald/Grillenburg“ im Einnehmerhaus in Freital.

In lichtvolles Gelbgrün getaucht sind die Bäume, deren dunklen Umrisse und Sonnenflecken auf einem Waldweg ineinanderfließen. Umgeben von Fichten und den Wolken nahe, schimmert zart blau und violett ein See im Gebirge. In herb erdigen, herbstlichen Farben gemalt ist eine Baumgruppe im Morgenlicht und Nebel. Die Farbfülle, Schönheit, Kraft und Fragilität sowohl in der Natur wie im Leben spiegeln sich kontrastreich und eindrucksvoll in diesen Bildern. Zu sehen sind sie in der derzeitigen Ausstellung „Beobachtungen im Tharandter Wald/Grillenburg“ mit Druckgrafiken und anderen Arbeiten von Siegfried Berndt (1880 – 1946) im Einnehmerhaus auf der Dresdner Straße 2 in Freital-Potschappel.

Gezeigt werden 46 Arbeiten, vorwiegend Farbholzschnitte, Aquarelle, Zeichnungen und Ölbilder aus verschiedenen Schaffensphasen von Berndt, der außerdem als Kunst- und Werklehrer an der ersten Waldorfschule in Dresden von 1932 bis 1941 unterrichtete bis zur Schließung durch die Nationalsozialisten. Er gehört zu den Dresdner Künstlern der sogenannten „verschollenen Generation“, die von den Ereignissen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mehrfach betroffen waren und in den Wirrnissen der Zeit später ins Vergessen gerieten. Eine Wiederentdeckung mit dem Werk von Siegfried Berndt, der 1880 in Görlitz geboren wurde und ab 1884 nach dem Umzug der Familie in Freital-Deuben aufwuchs, gab es bereits 2015 mit einer Ausstellung im Einnehmerhaus.

Sein Großvater gründete dort die Sammetfabrik Berndt. Der frühe Tod des Vaters 1889 war für den neunjährigen Sohn ein harter Schicksalsschlag, so dass er frühzeitig auf sich selbst gestellt, in seiner Einsamkeit begann eifrig zu zeichnen und zu malen. Als er 16 Jahre alt war, siedelte seine Mutter nach Dresden über. Siegfried Berndt setzte seinen Willen zum Kunststudium durch, er studierte von 1899 bis 1906 an der Dresdner Kunstakademie und war Meisterschüler von Eugen Bracht. „Wer der Natur nichts abzulauschen weiß, der hat der Welt auch schwerlich viel zu sagen“, notierte Berndt einen Grundsatz seines geschätzten Lehrers ins Tagebuch. In den Landschaften mit ihrem faszinierenden Licht- und Schattenspiel im Wechsel von flirrend, fließenden, warmen Farben, impressionistischer Malweise und klar umrissenen, brüchigen, einschneidenden Formen von Siegfried Berndt kann der Betrachter viel über seine Naturverbundenheit ebenso wie über die Suche nach Harmonie, Schutz, Geborgenheit und Gleichgewicht in einer Welt voller Gegensätze und Wandlungen damals wie heute entdecken. Wie im Titelbild der Ausstellung, einem Blick durch dunkles Baumgeäst, die Häuser wie umhüllend in durchscheinendem Licht. Neu dazugekommen sind Handzeichnungen aus dem Jahr 1940, in denen Siegfried Berndt mit Graphitstift stattliche, machtvoll erhabene, breitstämmige und hoch aufragende Bäume und filigrane Wurzeln oft als Naturvorstudien für seine Aquarelle festhielt.

Farbige Aquarelle in Grün- und Brauntönen vor blauem Himmel zeigen Ansichten aus dem Tharandter Wald, Grillenburg und der Umgebung Altenbergs. Darunter auch Blicke auf Schloss Grillenburg und den Gondelteich umgeben von Wald, das in den 1930er Jahren schon ein beliebtes Ausflugsziel war. Da weiden friedlich Kühe auf einer Wiese am Waldrand hinter einem Holzzaun. Sieht man zwei Pferde, eins grasend und eins rennend. Außerdem treffen Ansichten der „Lausche“, der Lausitzer Berglandschaft, das bayerische Hochgebirge, der Arbersee, das Wattenmeer auf Sylt, die Steilküste auf Rügen, Elbboote, die Seinebrücke von St. Cloud und ein polnisches Dorf in Flussnähe aufeinander in den frühen Arbeiten, die mit ihrer tiefen, klaren Farbigkeit und reduzierten Formen erstaunlich zeitlos und frisch wirken.

„Gezeigt werden die wichtigsten Arbeiten von Siegfried Berndt aus den 1930er Jahren, der als einer der ersten Künstler mit dem Farbholzschnitt und experimentellen Drucktechniken arbeitete. Die Farbholzschnitte auf Japanpapier stehen im Zentrum, die in ihrer Qualität, der Leuchtkraft der Farben und Tiefe der Bilder einzigartig sind“, sagt Bettina Liepe, die im Vorstand des Kunstvereins Freital e.V. mitarbeitet. Es ist die erste Ausstellung ohne Barbara Hornich, die langjährige Vorsitzende des Kunstvereins, die im Juli verstarb. Im Frühjahr bereitete sie die Bilderschau mit Andreas Albert, Kunstlehrer an der Walddorfschule und Nachlassverwalter des Werks von Siegfried Berndt noch vor und freute sich sehr darauf, da sie in der Nähe des Tharandter Waldes aufwuchs.

Ausgewählt, neu gerahmt und zusammengestellt für die Ausstellung hat die Landschaftsbilder nun Bettina Liepe. Zwei Tage hat sie dafür gebraucht, bei der Hängung der Arbeiten unterstützten sie Klaus Fichte, der die Aufsicht in der Ausstellung mitübernimmt und Thomas Unger, 2. Vereinsvorsitzender und passionierter Fotograf insbesondere für Industrieruinen und andere Orte der Stille. Zum Abschluss der Ausstellung am 15. Oktober, 15 Uhr gibt es ein Kunstgespräch mit Andreas Albert zum Leben und Schaffen von Siegfried Berndt in der Ausstellung im Einnehmerhaus. Dort ist auch ein Katalog mit seinen Werken erhältlich.

Text + Fotos (lv)

Öffnungszeiten:

Do und Fr von 16 bis 18 Uhr, Sa und So von 14 bis 17 Uhr, feiertags geschlossen

http://www.kunstvereinfreital.de

 

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Neue Lyrik: Bericht an die Nachgeborenen & Der Zwitscherbaum

07 Freitag Okt 2022

Posted by Lilli Vostry in Aktuelles, Lebensart, Poesie

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An die Nachgeborenen –
nach Bertolt Brecht

I
Wahrlich, ich lebe in seltsamen Zeiten!
Die Welt scheint auf den Kopf gestellt
Viele sind auf einem Auge
manche auf beiden blind
blenden aus oder lächeln fort
alle Sorgen

Das Leben ist schön
doch überall lauern Gefahren
wer sie nicht sieht nicht von ihnen
diktieren lässt
weiter an das Gute Wahre Schöne
an sich selber glaubt
wird belächelt oder schief angesehen

Wer bei sich bleibt in seiner Mitte
nicht im Schneckenhaus
nicht den Scharmützeln der Mehrheit
dem heißen Dampf der Debatten
der Wahrheitslenker aussetzen will
wer etwas dagegen hält
wird wie ein Spielverderber
angesehen vertrieben und gemieden
ungeheuerlich noch andere anstecken
wer bestimmt was Wahrheit ist

Was sind das für Zeiten, wo
ein Gespräch über Frieden ohne Waffen
fast ein Verbrechen ist
gerade so als wolle man Wehrlose töten!
Tauben von Straßen und Plätzen
gejagt werden wie Bettler und Parasiten

Dabei ist der Krieg längst
bei uns angekommen
die Gräben zwischen denen die viel
und wenig haben oder eine andere Meinung
werden tiefer
nichts hält mehr zusammen
außer Kälte trifft alle
Licht erlischt immer mehr
die Energiepreise steigen
Vorräte sich dem Ende neigen

Wir bekriegen uns mit Worten
wer keine Feindbilder schaffen
Träume Ängste und Abgründe
sehen und überwinden unterscheiden
will was eint und trennt
nicht in Schubladen steckt andere
wir sind so viel mehr
ob wir auf dieser oder jener Seite stehen
wer es wagt
gerät leicht in die Schusslinie

II
Es gab eine Zeit da war die Welt
schwarz oder weiß
schön übersichtlich
alles wohlgeordnet
in ein Hier und Dort
Hüben und Drüben
saßen die Guten oder Bösen
eine klare Grenze
zog Idylle Bedenken
Begehrlichkeiten Unmut und Verdruss
nach sich
es war keine heile Welt
nur anders

jeder hatte seine eigene kleine Welt
ich stieß mir als Kind oft den Kopf
an offenen Fensterflügeln
und Tischkanten
manchmal heute noch
sehe nicht das Hindernis
sondern darüber hinaus
der Schmerz vergeht
die Neugier bleibt

Die Menschen reisten ein und aus
manche für immer
wenn ich verreiste hatte ich schnell
Heimweh
es zog mich nie in die Ferne
hatte immer Angst irgendwo
verloren zu gehen
wo ich mich nicht auskenne
keinen versteh
doch ich hab Sehnsuchtsorte

III
Ihr, die ihr heute überall hin könnt
Seht Euch um
auch wenn die Welt kopf steht
hier und in der Ferne
Seht genau hin
Wenn Ihr Menschen seht
die laut sind oder stumm
Wenn sie frieren flüchten schlagen
klagen verzagen
fragt Euch warum

nehmt nichts hin
nicht alles an
was man Euch sagt oder
verkaufen will
vergesst Eure Wurzeln nie
woher Ihr kommt
auf welchem Boden
Ihr gewachsen seid

wisst wer Ihr seid
verliert Euch nicht
im Streit
verlernt das Lieben nicht
Heimat ist dort wo man sich zuhause
fühlt findet sie in Euren Herzen
und gebt sie anderen
hütet sie wie einen Schatz
Wir haben nur eine Erde

LV
15.9.2022

Der Zwitscherbaum

Ein Baum hält mich
nicht nur an
innezuhalten
und auszuruhen

ich hör die Blätter
flüstern rauschen rascheln
seh ihr Glänzen in der Sonne
ihr Zittern und Wegdrehen
in Windeseile

ihr Seufzen und Ächzen
wenn wieder ein Sturm
mit wildem Geheul kommt
die Bäume am liebsten Reißaus nehmen
würden bevor sie umstürzen

auf spielende Kinder fallen
an einem Sommertag am See
vielleicht spielten sie Verstecken
an einem Baum bevor er aus den Wurzeln
gerissen umstürzte und die Kinder begrub
und später in den Unwettermeldungen
hieß es die Bäume hätten sie getötet

es wird die Zeit kommen
in der es fast ein Verbrechen ist
nicht über Bäume zu sprechen
als hätte die Natur nichts mit uns
zu tun werfe nichts sie
aus der Bahn

aufgeregtes Gezwitscher
schallt aus dichter Blätterkrone
kein Vogel zeigt sich
sie verstecken sich und verstummen
als ich mich dem Baum nähere

sie wissen nicht wie ihr vieltönendes Geschwirr
mein Herz jubelnd
emporhebt zu ihnen

LV
15.9.2022

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Lilli Vostry

Ich bin als Freie Journalistin (Wort/Foto) seit 1992 in Dresden tätig. Schreibe für Tageszeitungen und Monatsmagazine vor allem Beiträge über Bildende Kunst, Theater, soziale Projekte und Zwischenmenschliches. Außerdem Lyrik und Kurzprosa. Bisher vier BilderGedichtKalender zusammen mit Künstlern veröffentlicht. Fernstudium Literarisches Schreiben im Herbst 2022 erfolgreich abgeschlossen, Schriftstellerdiplom. Kindheitstraum erfüllt. Fotografiere gern Menschen, Landschaften, besondere Momente.

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