Himmelweite Landschaften aus der Vogelperspektive & still versunkene Köpfe aus Feldstein: Die Künstlerin Gerda Lepke in der gemeinsamen Ausstellung mit Bildhauer Peter Makolies auf Schloss Burgk in Freital, die am Sonntag eröffnete.

Lebhaftes Zwiegespräch der Farben und Formen

Farbflirrende, kraftvolle Malerei und Zeichnungen von Gerda Lepke treffen auf kantige, weiche und still versunkene Skulpturen von Peter Makolies in einer gemeinsamen Ausstellung auf Schloss Burgk in Freital.

Der Himmel spannt sich groß und weit auf der Leinwand. Graublau getupft und wolkenbewegt, zerzaust. Davor ein versonnenes, in sich lächelndes Gesicht aus erdbraunem Feldstein. Ringsherum an den Wänden Bilder von Landschaften, mit Farbballungen und Linienschwüngen, die aneinander stoßen, ineinander fließen, zusammen schwingen und sich überlagern. Ein lebhaftes Zwiegespräch von Farben und Formen begegnet dem Betrachter in der Ausstellung „Gerda Lepke. Malerei und Peter Makolies. Skulpturen“, die in den Städtischen Sammlungen Freital auf Schloss Burgk mit reger Besucherresonanz am vergangenen Sonntag eröffnete.

Zu sehen ist eine Auswahl früher und neuer Werke einer Künstlerin und eines Künstlers, die viele Jahre in Dresden wirkten und sich schon lange kennen und schätzen. Die pulsierenden, farbflirrenden und fließenden Landschaften, expressiven Körperbilder und Porträts von Gerda Lepke treffen auf die still versunkenen, in sich ruhenden Skulpturen. Darunter glatte, weiche, kantige, trauernde und träumende Köpfe und Gesichter von Peter Makolies, die er oft aus schlichten Feldsteinen sichtbar werden lässt. Anfängliche Bedenken, die Arbeiten von Lepke und Makolies könnten nicht zueinander passen, verflogen beim Aufbau der Ausstellung. „Ihre Arbeiten vertragen sich, gehen Beziehungen ein und erzählen Geschichten“, sagte Kristin Gäbler, Leiterin der Städtischen Sammlungen Freital und Kuratorin der Ausstellung zur Eröffnung. Dazu passten die sphärischen, mal hellen, klaren, meditativen und jazzigen Klänge auf der Trompete und zeitversetzt, nachhallenden Electronics von Michael Gramm zur Einstimmung auf die Schau, deren Arbeiten teils stark kontrastieren, für sich stehen und in ihrer unruhigen, suchenden Bewegtheit und aufmerksamen, bewegten Stille ergänzen.

Die Arbeiten beider Künstler strahlen eine große Hinwendung und Verbundenheit mit der Natur, ihrer Schönheit und Erhabenheit, Stärke und Fragilität aus. Gerda Lepke wurde 1939 in Jena geboren und absolvierte eine Ausbildung zur Krankenschwester in Güstrow, bevor sie 1963 zum Abendstudium an die Kunsthochschule nach Dresden kam. Hier studierte sie von 1966 bis `71 Malerei und Grafik bei Gerhard Kettner, Herbert Kunze, Jutta Damme und Paul Michaelis. Seit 1971 arbeitet sie freischaffend in Dresden und lebt inzwischen in Wurgwitz. Gerda Lepke wurde als erste Künstlerin 1993 mit dem Kunstpreis der Stadt Dresden ausgezeichnet. Die Künstlerin malte mit großem Pinsel auf den am Boden liegenden Leinwänden und Blättern oft in der Natur und verwandelte das Gesehene in ein Bild, in dem Licht und Farbigkeit eine wesentliche Rolle spielen. Schon ihre frühen Arbeiten zeigen „Pflanzliches“ in meist erdigen, sonnigen, grünen und blauen Farbtönen. Elblandschaften, der Blick vom Laubegaster Ufer auf die gegenüberliegenden Elbhänge, Bäume, Büsche, Flussspiegelungen und Himmel sind ihre bevorzugten Motive. Außerdem zeigt sie frühe figürliche Ölbilder und luftig-leichte, farbige Feder- und Tuschzeichnungen und Aquarelle auf Japanpapier mit liegenden, schwebenden und tanzenden Frauenfiguren, ein großformatiges, reizvoll-sinnliches Bild „Nach barocker Plastik“ von 1999/2001, eine sehnsuchtsvolle Paar-Zeichnung zu einem Gedicht „Aranka“ von Wolfgang Borchert von 1989 und ein Christuskopf mit Dornenkrone von 2008.

Ein knorrig, dunkler Ast vor dem Atelierfenster, ein Pflaumenzweig und ein fesch-energisches Selbstbildnis mit Atelierhut, türkis umrandet, begegnen den markanten, steinernen Köpfen, spurenreich, feinfühlig und rau das Material, von Peter Makolies. Er wurde 1936 in Königsberg geboren und ist in Wölfis (Thüringen) aufgewachsen. Er absolvierte eine Steinmetzlehre in der Zwingerbauhütte Dresden von 1953 bis `56 und belegte Zeichenkurse an der Volkshochschule Dresden bei Jürgen Böttcher (Strawalde) mit Ralf Winkler (A.R. Penck), Peter Kaiser, Peter Herrmann und Peter Graf. Seit 1965 ist Peter Makolies als freier Bildhauer in Dresden und in der Denkmalpflege (bis 1975) tätig. 2001 begann seine Arbeit mit Feldsteinen. Zwei neue, kleine Skulpturen von Makolies stehen gleich im Eingangsraum, ein „Samurai“ aus Bronze und „Der blinde Prophet“ aus Pagodenstein von 2022, der vielsagend seine Hand aufs Herz hält. Die Ausstellung ist noch bis 9. Juli auf Schloss Burgk zu sehen.

Text + Fotos (lv)

Weitere Bilder folgen.

Geöffnet: Di bis Fr 12 bis 16 Uhr, Sa, So und Feiertag 10 bis 17 Uhr.

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