Gedichte zum 4. Jahresgedenken an meine Mutter. Seit jenem Januar 2014 ist mir der Winter besonders nahe.
Winterbilder
Die Worte versagen
die uns einst verbanden
suche deine Spur
in den Zweigen der Bäume
die dunkle Linien in den Schnee zeichnen
filigrane Netze werfen
meine Augen wandern mit den Himmelsfarben
die mich zu dir tragen
du siehst mich an
in deinen Bildern
dem Seerosenteich
den nie welkenden Sommerblumen
der tanzenden Frau im dunklen Kleid
der Taube mit dem Zweig im Schnabel
über der Stadt
im Flockenwirbel kreisen Möwen
und Raben umeinander
lassen die Schattenbilder verblassen
20.01.2017
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Neujahr
Flieg zu dir
ins unendliche Weiß
wärmender Worte
ruf sie mir zurück
bevor sie entschwinden
im Schwarm der Schwarzgefiederten
sammle ich die letzten Zweige
vom Lichterbaum aus dem Schnee
hole mir die ersten roten Tulpen
leere die letzte Eiscreme Brulée
ein kleiner Mann mit Leiter
erobert den Glücksklee
während die Leuchtraketen ins Nebelhorn
stoßen kurz aufflackern
in hohem Bogen
empor zwitschern
wie Vögel
am Neujahrshimmel
Dezember 2014
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Splittertraum
Einschneidend
in die Kinderhand
brüchig Glas der Erinnerung
Splitter im Zeitraffer
Fallen auf mich zurück
Stoßen sich in mir wund
Wachsen nie
mehr zusammen
und halten doch stand
1./2.2.2013
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Stille
Wenn ich mich
nach innen aufblättere
alle Hüllen fallen lasse
mir inwendig zulächle
und mich vertiefe
auf den Grund
mein und dein Puls
anklopfen
vibrierendes Drahtseiltanzen
in den endlosen Fluren
unserer Herzkammern
ein Echo finden
30./31.10.2012
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AtemZüge
(Für M.)
Vor mir Gleise
in viele Richtungen
alle führen weg
von dir
volle AtemZüge schlingern
ins Leere
vertraute Zeichen kreuzen
ferne Haltestellen
ziehe deine Spur nach
die Winterkleider ungern aus
die Sonne wärmt nicht
wickle rote Schleifenbänder
um die Hände
sehe dein lächelndes Gesicht
in tanzenden Flammen
in Tausendschönchen aufblühen
im Gesang der Vögel federleicht
finden wir uns wieder
an einem Ort der
Herzvergnügen heißt
fahre ich mit vollen AtemZügen weiter
23.03.2014
Text + Fotos (lv)