Humor und Fantasie sprießen reichlich
am neuen Spielort im Kulturkraftwerk Mitte.
Ein rot schimmernder Fleck auf der Bühne entfacht die Neugier, Fantasie und Träume. Er sorgt für Staunen, Bewunderung, aber auch für Furcht, Streit und Ungewissheit, was daraus wird. Es gipfelt im Satz: “Diese Rübe übertrifft einfach alles!“ Das wundersame Gewächs sprießt im nicht minder großartigen, neuen Theaterhaus, eifrig begossen in die Höhe im Stück “Rübe“ von Autor und Regisseur Ulrich Hub nach Motiven eines russischen Volksmärchens. Die mit viel skurrilem Humor, Poesie und Hintersinn für Zuschauer ab acht Jahre liebevoll erzählte Geschichte, begleitet von lustigen Tubaklängen, feierte am Sonntagnachmittag Premiere am neuen Spielort des Theaters Junge Generation im Kulturkraftwerk Mitte.
Um Spielen, Warten, Finden und Veränderungen im Leben geht es auch in der Geschichte „Rübe“, die bereits 1971 und 1984 im TJG inszeniert wurde. Graue Wände und Langeweile durchziehen den Raum, in dem auf alten Sofas eine Großfamilie auf dem Lande zusammenhockt, mit Fellmützen, Wolldecken und Samowar. Das ändert sich schlagartig, als das quirlige Mädchen Pip (Judith Nebel) ein winziges rotes Ding im Boden entdeckt, vor Freude kreischt, jauchzt, es beschwört und ängstlich unters Sofa kriecht. Die anderen eilen herbei und machen sich höchst komisch, ernsthaft bis beängstigend real eine Rübe um das Gewächs, das für die Zuschauer nicht sichtbar ist, was die Spannung bis zuletzt aufrecht erhält. Sie leuchtet hinter dem Fenster im Garten in wechselndem Farbspiel von rosarot bis schwarz bedrohlich und dient abwechselnd als Symbol sowohl für Wachstum, Hoffnung, eine strahlende Zukunft als auch für Gier und außer Kontrolle geratenen Größenwahn.
Im Streit um die Rübe, wem sie gehört und was mit ihr geschehen soll, werden alle möglichen Situationen durchgespielt und wächst die Gemeinschaft der Großfamilie am Ende wieder zusammen: Das sich hinter seinem Buch versteckende Mädchen mit der grünen Mütze (Susan Weilandt), der alte, vergessliche Mann (herrlich schrullig: Roland Florstedt), die abwechselnd forsche und wehmütige Jojo
(Charlotte Mednansky), der cool-feierlustige Egor (Moritz Stephan) und die finsteren Kontrolleure und Wachstumsbeschleuniger Fitz (Gregor Wolf) und seine Kumpanin Laska (Babette Kuschel). Am Ende besinnen sie sich wieder auf das was sie haben und teilen miteinander die Gurken, die auf einmal gar nicht mehr so sauer schmecken. Herzlicher Beifall.
Titelfoto: Marco Prill
Nächste Vorstellungen:
21., 22.12., 10 Uhr; 25., 26., 27.12., 16 Uhr und 28.12., 11 Uhr.