Zupackend, cool, mitfühlend und für jeden Spaß zu haben: Keine Superdaddys, aber symphatische Kerle, die das Vatersein wagen, geben spielend, singend, tanzend alles in der Karaoke-Komödie „Spielplatzhirsche“ in der Comödie Dresden. Foto: Chris Gonz

Witziger Ausflug ins Vatersein

Humorvoller Rollentausch. Wie Männer den Alltag mit Job, Frau und Kindern erleben und durchstehen, davon erzählt die turbulente Karaoke-Komödie „Spielplatzhirsche“ in der Comödie Dresden.

Sie steigen mal übermütig, mal gestresst auf den Kletterturm. Bewerfen sich mit Windeln und wischen sich dunkle Spritzer vom Kragen. Sie lästern, leiden und kämpfen um ihr Glück, ihren Job und ihre Familie. Die drei Kerle sind keine Superdaddys, aber sie wagen das Abenteuer des Vaterseins. Davon erzählt die turbulente Karaokekomödie „Spielplatzhirsche“ von Christian Kühn, der auch Regie führt. Premiere war unlängst in der Comödie Dresden.

Ein junger Vater sitzt allein mit Kinderwagen auf der Bühne, schreckt aus dem Schlaf hoch. Sein Sohn Fin ist verschwunden. Stattdessen sitzt da eine alte, schrullige Frau in eine Decke gehüllt, die ihn erst aus ihrem „Schlafzimmer“ von der Bank hochscheucht und dann zuhört. Da steht noch die Karaoke-Maschine , das Geburtstagsgeschenk für Fin, Rettungsanker und Gute-Laune-Kasten zugleich für seinen Vater Paul (Benjamin Sommerfeld). Der Spielplatz wird zur drehenden Bühne mit bunt flackernden Scheinwerfern, wo die drei Väter nacheinander auftauchen, nachts wenn die Kleinen schlafen oder auch nicht, und die wichtigsten Überlebenstipps austauschen. Und dabei mal voll aufdrehen, lässig und cool auftreten und mal geschafft, zweifelnd und traurig, ob Karriere Kinder stört oder umgekehrt, dahocken mit dem passenden Song dazu von HipHop bis sanftem Pop.

Da ist der sechsfache Vater Bernd (herzergreifend komisch: Ramón Hopman), der im Schlafanzug und Bademantel mit seinem Hund Gassi geht, das Babyphon und immer einen weisen Spruch parat hat. Der lustig mit Windeln jongliert, genüsslich einen Schokoriegel isst, was er sonst nicht darf, weil seine Frau nicht nur vegan kocht, sondern auch schimpft mit der Rasselbande: „Euer Zimmer sieht ja aus wie im Hirsefeld! Ihr Faulpilze!“ Paul zeigt eine Narbe an seinem Arm, wo seine Freundin Jule hineinbiss während der Wehen. Und dann dieser Schlachtergeruch im Kreißsaal! Im schicken Anzug und Bierflasche in der Hand liegt Florian (EX-Bachelor Daniel Völz) entspannt auf der Kletterbrücke und denkt sehnsuchtsvoll ans Büro, den magischen Ort ohne Kinder. Seine kleine Tochter habe mehr Oktaven drauf als Maria Carey. Paul findet Kindergeschrei ganz praktisch, dann weiß man wenigstens, wo er das Kind abgelegt hat.

Amüsant der Videochat des ausgebüxten Florian und seiner energischen  Frau Jessica (Dorothea Kriegl) und den als “mobiles Büro“ einspringenden Vätern. Herrlich komisch der Geschichtenvorlese-Wettstreit aus „Aschenputtel“ zwischen Bernd, der mit Zipfelmütze und verstellter Stimme geräuschvoll mit den Figuren mitleidet und dem cool triumphierenden Florian mit Krone und ihr Streit um einen Kita-Platz.

Alle Frauenrollen spielt Charlotte Heinke und bietet den drei Vätern humorvoll Paroli. Sie ist als obdachlose Frau, Karrierefrau, Pauls Schwiegermutter und als Therapeutin zu sehen. Witzig-märchenhafter Höhepunkt ist der Auftritt der Erwachsenen zum Kindergeburtstag als edler König, gute Fee und tapferer Ritter, der den bösen Drachen besiegt. Viel Beifall für diese offenherzig-ehrliche Komödie über das Leben mit Kindern und die wundervolle Gabe, die Welt mit Kinderaugen zu sehen.

Text (lv)

http://www.comoedie-dresden.de

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