Gehen oder Bleiben? Fürstensohn Edwin hat sich in die schöne Varietésängerin Sylva verliebt.


Feuer, Temperament und Lebenslust: Die Csárdásfürstin und der „Teufelsgeiger“  Alexander Bersutsky. Fotos: Stephan Floss/Staatsoperette

Viel Feuer und Komik auf der Show- und
Politikbühne

Als witzig-ironische Farce über die Launen und Macht der Liebe, Heuchelei und Etikettenschwindel kam Emmerich Kálmáns berühmte Operette „Die Csárdásfürstin“
auf die Bühne der Staatsoperette Dresden.

Sie ist ein Weib mit Feuer, voll Temperament und Lebenslust. Die Chansonette Sylva Varescu hat rumänisches Zigeunerblut und ist ein gefeierter Star im Varieté-Theater „Romanum“ in Wien. Als ausgerechnet der Sohn des Fürsten und Chefs der rechtsradikalen Partei sich leidenschaftlich in sie verliebt, löst das reichlich Wirbel und Verwicklungen aus in der Operette „Die Csárdásfürstin“ von Emmerich Kálmán. Die Premiere war am Sonnabend in der Staatsoperette Dresden im Kulturkraftwerk Mitte.

Sobald die flott feurigen Csárdás-Melodien erklingen, ist aller Kummer vergessen. Im Glanz der Bühne gibt die lebensfrohe Sängerin Sylva (voll Stolz und Hingabe: Elvia Hansanagic) im roten Glitzerdress, inmitten von Showgirls und jubelnden Varietégästen, ihre Abschiedsvorstellung. Sie will nach Amerika auf Tournee gehen, um ihrer aussichtslos scheinenden Liebe zu entfliehen. Doch sie hat längst das Herz des Fürstensohns Edwin (naiv-trotzig: Daniel Szeili) erobert, der eilends ein Eheversprechen an Sylva im Amüsierlokal abgibt und damit gegen seinen Vater Fürst Lippert-Wylersheim (als scheinheiliger Despot: Alois Walchshofer) aufbegehrt.

Der strikt gegen eine Heirat mit der fremden Tingel-Tangel-Sängerin ist, vor allem weil er die bevorstehende Wahl zum Bundeskanzler gewinnen will. Der die verstoßene Csárdásfürstin dann aber kurioserweise als vermeintliche Gräfin in schicker Abendrobe galant hofiert auf dem Ball im Wahlkampf. Dies führt zu allerhand komisch-dramatischen Turbulenzen und verblüffenden Wahrheiten im Wechsel von Show- und Politikbühne in der Kulisse von Varieté-Theater und Wiener Hofburg in dieser Inszenierung unter Regie von Axel Köhler.

Das Publikum wird in eine Welt des schönen Scheins und der Illusionen entführt, man feiert und vergnügt sich als gäbe es kein Morgen, Unheilvolles wird ausgeblendet. Das macht das Spannende wie Zwiespältige der kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges entstandenen, zeitlos gültigen Operette aus. Zu erleben waren bezaubernd schöne Stimmen in einer witzig-ironischen Farce über die Launen und Macht der Liebe, Heuchelei und Etikettenschwindel in der sogenannten feinen Gesellschaft. Für Würze im Liebes-Poker sorgt auch noch Sylvas quirliger Manager (Hauke Möller), der als Graf  Boni Káncsiánu mit gekauftem Adelstitel aus den USA zurückkehrt und sie als seine Frau ausgibt, doch eigentlich hat er es auf Edwins süß-kesse Verlobte, Komtesse Anastasia (Annika Erhards) abgesehen. Edwin erkennt Sylva und will eifersüchtig und erzürnt über die angebliche Untreue des Freundes selbst die falsche Gräfin heiraten, die seine Eltern eher als die Zigeunerin Sylva akzeptieren würden.

Doch es kommt zum Eklat. Sylva will ihr Glück nicht auf einer Lüge aufbauen und enthüllt auf der Wahlparty des Fürsten ihre wahre Herkunft. Dort tischt auch noch seine trinkfreudige Gemahlin (Ingeborg Schöpf) ihm einige Wahrheiten auf, die ihn vollends ruinieren. Fast hätte Edwin sich aus Liebeskummer schon erschossen.
Doch er knallt nur mit der Tür, um seine Csárdásfürstin endlich über alle Hindernisse hinweg doch noch in die Arme zu schließen.

Die Handlung kommt zunächst etwas schleppend in Gang, doch dann steigert sich die Musik im zweiten Teil furios, klanggewaltig, romantisch, beschwingt und mitreißend, der Kriegsausbruch wird nur mit ein paar militärischen Trommelwirbeln angedeutet (musikalische Leitung: Peter Christian Feigel). Und in Gestalt des düster sittenstrengen Generals in schwarzer Uniform, Edwins Onkel (Jürgen Mai), der ihn aus dem Varieté-Theater abführt. Einen modernen Anstrich verpassen der Operette die Tänzer, die mal als frivol-rückenfreie Kellner und Großaufgebot von Bodygards in dunklen Anzügen und Sonnenbrillen, mit Handys und Pistolen herum fuchteln und steppen. Höhepunkt der Aufführung sind die fröhlich-übermütigen Csárdas-Tänze samt „Teufelsgeiger“, mittendrin die Liebespaare. Begeisterter Beifall vom Publikum für einen schillernd farbreichen Abend der großen Gefühle.

Text (lv)

http://www.staatsoperette.de

 

 

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